Ich hoffe, bei den 15 ausgesuchten Rosen bleibt’s. Wenn ich genug tüftle und sie geschickt setze, müsste es gehen, ohne den gesamten Rasen umzugraben, den ich zum Barfußlaufen, zum Ausstrecken und in den Himmel gucken brauche. Eine gute Weile habe ich recherchiert und landete schließlich immer wieder bei denselben, die es offenbar sein müssen.
Rosen sind wie Wein. Nun bin ich im reifen gärtnerischen Rosenalter und bereit, Kraft, Geduld und Muße in ihre Pflege zu investieren, um in Rosen nur so zu baden – einiges, bis auf Gift. In späteren Jahren werden die Rosendamen erst zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Für mich wird es allmählich Zeit, die gärtnerischen Lebensziele ins Auge zu fassen. Einen üppigen Rosengarten voll märchenhafter Schönheiten, nicht nur voll zufälliger Sonderangebotsrosen. Ramblergirlanden waren bis dato außer Reichweite; im neuen Kleingarten ist wieder alles möglich. So ganz habe ich noch nicht verinnerlicht, dass ich jetzt tatsächlich einen eigenen Garten habe, so lange wie ich ihn haben möchte und krauchen kann. Meine Rosen werden mich um Längen überleben, wenn sich eine liebevolle Rosenerbin findet. Nichts zu vererben bis auf Rosen ist nicht der schlechteste Nachlass.
Der Standort für die Rambler mit ihren extralangen, biegsamen Peitschen will gut gewählt sein. Vor allem Félicité et Perpétue wird sich zu einem ausladenden, vielarmigen, robusten Rosenmonster auswachsen, das lange sein glänzendes, gesundes, dunkelgrünes Laub hält. Klassischerweise hetzt man sie auf einen hageren, hohen, alten Obstbaum, der ohne sie nochmal so alt aussähe. Die ewig Glückliche soll das hässliche Eternitdach unter sich begraben, möglicherweise wird es ihr dort aber zu heiß und trocken. Vielleicht parke ich die eine oder andere Kandidatin vorerst in einem Topf, bis ich sicher bin, wo sie die besten Erfolgsaussichten haben wird und bis alle Rankkonstruktionen durchdacht sind und stabil stehen. Späteres Umsetzen nicht ausgeschlossen, um alle ins richtige Licht zu rücken. Schließlich soll es eine langjährige Gartenliebe werden, die einige Vorarbeit erfordert.
Ich habe mich schlau lesen, so gut es ging.
Die beiden anderen Kletterkünstler sind weniger schwierig unterzubringen, Paul Noël und Albertine. Albertine ist zwar ein Wichurana-Rambler, hat aber etwas steifere Zweige und kann wie eine Kletterrose gezogen werden. Ihre Blüten wirken locker und ungeordnet. Sie soll den Maschendrahtzaun umgarnen, was mit Schnitt und leichtem Zwang zum horizontalen Wuchs möglich sein sollte. Dazu muss der Zaun mit zusätzlichen Stützen verstärkt und erhöht werden.
Paul Noël (starker Duft, gelbgrünes Laub, etwas kürzer als P. Transon werdend) wird im Handel oft mit Paul Transon (milder Duft nach Tee und Äpfeln, dunkelgrünes Laub) verwechselt und ich weiß nicht, welche am Ende ausgeliefert wird. Eigentlich wären mir beide recht; die beiden Kletterer sind sich ähnlich und gleich zu verwenden. Die kleinblütige, altmodische Rose Paul Noël hat hübsche, wie in Federchen zerspleißte, duftige, duftende Blüten. Im Bot. Garten steht eine an einem Bogen und fällt jeden Frühsommer durch ihre niedlichen, zart lachsrosa getönten Blüten, den frohen Wuchs, ihre zierlichen Blätter und ihren lieblichen Geruch auf. Allerdings hat sie in den letzten Jahren vermehrt mit Pilzkrankheiten zu kämpfen. Meine Paul Noël wird längs der Ligusterhecke aufgebockt oder um einen Rosenbogen gewunden.
Ghislaine de Féligonde rambelt ebenfalls, doch in Maßen und sie kann durch Schnitt zu einem Strauch erzogen werden. Damit braucht man Félicité gar nicht erst zu behelligen. Sollte ein starker Rückschnitt der wüchsigen Félicité immer wieder notwendig sein, um sie einzupassen, steht sie an einer unpassenden Stelle.
Die übrigen Rosen sind kein Problem und ihre Dimensionen beherrschbar, auch wenn sie ungeschnitten zu großen Sträuchern heranwachsen.
Die neuen Rosen sollten so gesund wie möglich, sehr charmant, duftend, nicht zu regenempfindlich, frosthart, blühfreudig sein – wenngleich historische oft auch nur einmal, aber dafür hoffentlich lange und überreich blühen – und buschig wachsen. Falls sie zu kahle Beine bekommen sollten, werden Stauden und Bodendeckerrosen um sie herum drapiert.
Bei Buff Beauty und Mme Isaac Pereire bin ich der selbst vorgegebenen Winterhärte untreu geworden. Die Circen werden auf lange Sicht Winterschutz benötigen. Es ist die zweite Mme Isaac Pereire, die ich kaufe. Nr. 1 steht im Stadtgarten, lässt sich bitten und bitten und wenn sie blüht, baumelt sie mit ihren schweren Köpfen. Als Madame Pereire Einzug hielt, war sie bereits recht groß – und teuer – seitdem wird sie weniger statt mehr. Egal, einen weiteren Versuch in anderer Umgebung ist sie wegen ihrer Form, Farbe und des himmlischen Dufts wert.
Jacques Cartier entspricht nicht ganz dem Ideal. Ich konnte nicht verzichten, obwohl zu lesen ist, dass die romantischen, vollen Blüten in regenreichen Sommern verkleben und faulen. Obendrein hocken die sie kurz gestielt über dem Laub. Nun, was soll’s, für den Vasenschnitt wird es schon langen.
Mme Hardy ist meine Sehnsuchtsrose. Rein, nobel, zeitlos, bezaubernd. Wenn die schneeweiße Damaszenerrose mit ihm grünen Knopfauge endlich, endlich im Garten Einzug hält, kann ich aufhören, wie zwanghaft und aus Versehen immer wieder weiße Rosen von Märkten und aus Gartencentern abzuschleppen, um zuhause festzustellen, „och, das ist ja schon wieder eine weiße!“ Oh Wunder. Wir haben doch erst 5 oder 6. 😉
Fritz Nobis kenne aus dem Oberbilker Volksgarten. Kein „alte“ Rose im historischen Sinne, blüht aber auch nur einmal und ist rundum beeindruckend. Eine großkalibrige, zähe Parkrose mit wundervoll edlen Blütenknospen, insgesamt fast zu groß für eine Gartenecke. Sie kommt in den Ex-Pisspott in der hintersten Ecke. Am besten zusammen mit der wüchsigen Kratzbürste Abraham Darby, die noch im wilden Garten wohnt. Das bisher als Pissoir benutzte Kanalrohr wird zugeschüttet und mit Duftrosen gefüllt – wie passend! Wo die Herren demnächst hinpieseln, ist mir gleich, jedenfalls nicht in meine Gartenecken. Basta!
Sweet Haze ist eine überschwängliche, duftige Miniaturrose mit einer Vielzahl einfacher Blütchen. Sie und die übrigen 3 Knirpse – wobei 70 cm wiederum sooo kurz nicht sind, Sweet Haze wird eher höher und breiter – Amber Sun, Purple Haze und Jazz wandern als ergänzende Farbtupfer dorthin, wo noch Farbe, Masse und Bewegung fehlt oder kahle Rosenbeine zu verstecken sind. Die modernen Bodendeckerrosen blühen bis in den späten Herbst hinein, duften dafür aber nur leicht bis überhaupt nicht. Jazz kommt farblich etwas laut und lustig daher (die Fotos im Net variieren) und ist möglicherweise keine adäquate Begleitung für mein teilweise historisches, auf alle Fälle höchst edles Damenkränzchen. Manchmal wirkt aber genau so ein übermütiger, unbedarfter Frechdachs belebend und bringt Pep in die gute Stube.
Nur blaue Rosen und ganz besonders eine fehlt mir noch zum Rosenglück: Penelope. Sie muss warten. Im Moment ist der Platz ausgereizt, und davon braucht sie reichlich.
Gegen Ende Februar werden die wurzelnackten Rosen verschickt. Bis dahin habe ich Zeit, Planspiele zu veranstalten und nachts aufzuwachen, weil ich im Traum wie wild Rosen hin- und herkombiniere, setze, umsetze, eintopfe, wieder in die Erde setze, abwäge, wieder ausgrabe …
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