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Posts Tagged ‘Schwertlilien’

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Wüchsige TB. Indian Chief von Ayres, 1929? Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes

Bei Iris barbata eliator und media kann ich Fehlieferungen gar nicht leiden. Man hätschelt und beobachtet und wartet und hofft – und dann das.

Uninteressante, triste Farben, kaum verzweigt = wenig Blüten, schlechte Haltung, steife, kleine oder große, klaffende, verwehte Blüte – überholte Sorte.

Brauchichnichwierklich! Louvois war vielleicht 1936 eine Spitzensorte – aber heute, nach Jahrzehnten amerikanischer und französischer Auslese und Hochzuchten mit Rüschen, geschlossenem Dom, gestellten Hängeblättern, vollen Farben und delikaten Kombinationen? Im grünen Frühlingsgarten tritt die dunkle Sorte kaum hervor.

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Kleinköpfige TB. Wahrscheinlich Louvois von Cayeux, 1936

Bevor Iris endgültig entsorgt oder ausgebürgert werden, warte ich ab, ob nicht ausgerechnet sie zu den zuverlässig blühenden, vermehrungsfreudigen, unprätentiösen gehören und ob ich in guter alter Gärtnermanier den Spieß umdrehen, mich lernfähig und dankbar zeigen und sie unter die wertvollen Stauden einreihen sollte, die nur den richtigen Standort und Begleiter und den passenden Hintergrund benötigen, um zur verdienten Geltung zu kommen. Manchmal finden 2 bis dato unbeachtete erst nach einiger Zeit zusammen.

Historische Sorten mit Schlappohren und -farben sehen neben feschen, neuen Sorten leicht abgehalftert aus und bleiben lieber unter sich. Rentnerband. Hat auch seine Reize … Hüfthalterfarben in dezenter Kolorierung und verstellter Taillenweite 😉 Außerdem sind sie einfach robuster. Anstelle von Rentnerband heißt es dann viel klangvoller und schmeichelhafter „alter Gartenadel“. Geaderte wie z.B. Gracchus gehören auf jeden Fall dazu. Die Netzzeichnung macht sie interessant.

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Wüchsige IB, farblich zu unklar; Violett mit einem schwächlichen Beige wie vergraute Unterwäsche. Vingolf?

Es kann eine Herausforderung sein, historische Sorten mit Geschick und Feingefühl so zu kombinieren, dass sie Entzücken hervorrufen. Andersherum ist es eine, neue Sorten mit knalligen, überdeutlichen Farbmixturen nicht aufeinanderprallen zu lassen. Eine Prinzessin plus stille Zofen.

Ich habe sehr schöne, neuere Sorten, die vor Selbstverliebtheit vergessen, wie man ordentlich in die Breite wächst und dass sie gefälligst jedes Jahr zu blühen haben. Schlimmer noch, ich habe Selbstmord gefährdete Iris barbata eliator; Poem of Ecstasy von Hager, 1995, z.B. Sie hat einen wirklich guten, erhabenen Platz, wuchs anfänglich auch in die Breite, tendiert aber zu Wurzelfäule und Kollaps. Am Ende jeder Saison besteht sie nach Ausschaben der stinkenden Faulstellen nur aus einem Würzelchen mit einem winzigen Fächerchen. Blöd! Sie foppt mich schon 3 Jahre. Und andere Exzellenzen verschwinden einfach so; im zweiten Jahr geblüht, im dritten beleidigt und im vierten futschikato.

Wie dem auch sei, manche alten Hündchen taugen heute wohl „nur“ noch zur gelegentlichen Blutauffrischung, als massige Muttersäue mit Gen-Reservoir, die ihre Frohwüchsigkeit und Substanz weitergeben können. Züchten wollte ich aber nicht, ich wollte bewundern.

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Pélé blühte nicht, Boo nicht und Knick-Knack auch nicht (alle sind SDB = Standard Dwarf Bearded, Zwergiris). Ich werde die Iriswurzeln ausgraben und die Schlafmützen in Blumentöpfen aufpäppeln. Bevor sie sich am Beetrand etablieren, wälzen sich Hasenglöcken und Sternmiere dreimal so schnell über sie hinweg.

Dafür haben einige neue Zwergirissorten den Frühling begonnen, bis auf Fires of Fiji, Webmaster und Surrounded. Statt dessen tauchen 4 Fremdlinge auf superkurzen Stelzen auf, die nicht in der Bestellung standen und von denen ich hoffe, dass sie kein Ersatz für höhere Iris oder die 3 vermissten Zwergiris sein sollen. Das wär‘ grad schlecht. Nun passt wieder nichts zu nix. Marksman steht nicht neben Fires of Fiji und die nolens volens erhaltenen Minis sind so kurz, dass ich kaum weiß, was ich mit ihnen anfangen soll, so ohne Geröllhaldenbeet mit offener Fernsicht über den Garten.

Gingerbread Man blühte Mitte April mit den letzten Narzissen, zusammen mit den ersten Hasenglöckchen. Eine im Grunde unprätentiöse Sorte – doch nicht ohne Raffinesse – mit glatten, olivbraunen Hängeblättern und blauem Bart, die hier in der „Jungs-Ecke“ der Iris vor Tulpendamen steht. Bisher hat er mich nicht im Stich gelassen und in jedem Jahr geblüht. Hinter dem Honigkuchenmann wächst eine als Hilmteich erhaltene Sorte, die hell wasserblau gefärbt ist und eigentlich etwas kräftiger ausfallen dürfte. Außerdem hat sie Schlappohren, die ihr wahrscheinlich irgendwann zum Verhängnis werden, wenn eine Entscheidung aus Platzgründen fallen muss.

Irisbeete dauern länger, bis die Zusammenstellungen farblich und dem Habitus, der Blütengröße und -form der Probanden entsprechend passen, mal ganz abgesehen von der einfachsten Zuordnung der Höhe nach. Wie bei Tierkreiszeichen gibt es Feuer-, Erde-, Luft- und Wasserwesen. Zarte Quellnymphen scheuen die Feurigen, Pastelltöne flüchten vor Kashmirtönen, robuste Jungs ärgern empfindliche Mädels und duldsame Engel, die flotten, modern aufgeputzten mit ihren breiten Huträdern setzen den altmodischen, stillen mit sittsamen Häubchen zu, schmächtige Erscheinungen sehen neben fetten Rokokokokotten und ihrem Wangenrot blass aus. Der reinste Tanzkursus! Tango, Walzer, Bauernpolka.

Die neuen Zwerg-Bartiris sind am 1. Mai bereits verblüht:

Thrifty, Rebus, sehr kleine Sorte Matter of Fact (?) mit blauem Bart;
darunter ebenfalls winzige, gedrehte Toddler (?), noch nicht voll erblühte Stromsong (?), Marksman in leuchtendem Goldocker, Devoted (?) am 17. April

Gegen Ende der letzten Aprilwoche öffnen sich einige halbhohe Iris, auch hier nicht alle der alten und der neuen Sorten:

Oblivion

Moss Bay

Frothingslosh

Gnu Rayz

Jump for Joy

Da weder die neuen Iris in Pfirsichgelb und in Fuchsiarot, noch diverse blaue, mittelhohe Iris blühen, wirkt die Farbwahl z. Z. ziemlich passend und Ton in Ton. Weit entfernt von der breiten Palette der Regenbogenfarben der Iris. Ein goldenes, lächelndes Gelb zwischen den Intermedia-Iris fehlt mir gerade sehr.

Moss Bay ist besser gefärbt als im Vorjahr, in der Knospe mehr grünstichig, weniger rötliches Horngelb. Der Name nimmt Gestalt an.

Ob ich vor Freude über Jump for Joy in die Luft hüpfen möchte, entscheide ich später, wenn sie mehrere Stängel hat. Je nach Morgen- oder Abendstimmung sieht sie bleich und scheu oder atemberaubend und kokett  aus. Sie gibt sich Kamera-verliebt wie eine Hemerocallis. Die angeblich „amaranth-rosa“ Farbe ist nicht muh und nicht mäh. Ein Fotomodel für Porträtaufnahmen mit hochgezwirbeltem, zweifarbigem Bart auf mattem, vornehm lachs- bis hautfarbenem Grund. Meine einzige Iris mit Horn bzw. Dorn. Bei besonders mischfarbigen brauche ich etwas länger, um mich an diese Uneindeutigkeit zu gewöhnen, selbst wenn sie apart sind. Schillernd schön vor der Linse, solo im Gartenrund etwas verschwindend und dezent. Aber ich habe ja die passenden Freundinnen in lavierten Wasserfarben für sie parat. Der Gesamteindruck wird stimmen, nachdem sie ein paar Pfündchen zugelegt hat.

Oblivon war eine angenehme Überraschung. Wunderbar dunkelviolett mit rötlichem Anflug, nicht rußig oder grau, auffallend goldener Bart und Schlund, golden umbördelt, gut geformt, nicht exaltiert, blühfreudig. Kashmir-Farben, türkische Schals, Paisley-Muster – jedenfalls kein Nachbar für durchscheinende Aquarellblüten.

Gnu Rayz ist natürlich über jeden Zweifel erhaben und gefällt Kermit und mir auf Anhieb.

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Blau. Es sollte einfach nur Blau sein. Hehres, himmlisches, lichtes, tiefes, sanftes, klares, reines, strahlendes, erhebendes, kühlendes, wogendes, kristallenes, sehnsuchtsvolles, unschuldiges, selbstvergessenes Blau gibt’s im Garten nie genug. Also blaue Iris. Klar, dass es nicht bei 1, 2 bescheidenen Lilien-Bläulingen bleibt, wenn Gärtnerin einmal mit der Vorauswahl begonnen hat und sich durch die unendliche Farbpalette wühlt. Logo.

Mr. Blue Sky. Forever blue. Hey woman, you got the Blues. Dabei habe ich längst blaue Iris erster Güte – nur noch nie gesehen! Babbling Brook, Sea Patrol, Blue Denim, Ship Shape, Iris pallida.

Einige Wochen haben sie ausgehalten und neue Wurzeln gebildet. Bei der Lieferung, die kurz vor der Abreise eintraf, hatte ich keine Ahnung, wohin auf die Schnelle mit all den neuen Pflanzen, die ich tagelang nachschlug, auf Meriten prüfte, verglich und ausknobelte. Notgedrungen wurden die Neuheiten locker eingeschlagen zwischengeparkt. Viel klüger bin ich jetzt auch nicht, doch die Irisrhizome müssen dringend in die Erde. Und wo ein Wille ist, ist erfahrungsgemäß ein Plätzchen. Platz satt auf der Sonnenbank anstelle von Notlösungen wäre natürlich viel besser für die orchideengleichen, adeligen Blumen.

Chickasaw Sue ist so mager und schmächtig, sie wird sich kaum etablieren. Schaunmerma. Vielleicht muss ich sie mit der Flasche aufziehen und im Töpfchen aufpäppeln. Unbedingt haben wollte ich ursprünglich genau 2 nicht zu auffallende hohe mit kleineren Blüten – Bold Statement und Dancing Lilacs – und die eine oder andere Zwergform in einem schönen Blauton. Nur 2 würden die steilen Versandkosten jedoch nicht lohnen.

Wie dem auch sei, nun sind die 25 Schätzchen endlich im Erdboden. Los, macht was draus!

Ausufernde Liste; die hohen zuerst, die Nanas zuletzt:

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TB = tall bearded; hohe Iris

  1. Chickasaw Sue – weiches, bräunliches Rostrot + Weiß mit einem Anflug von Kirschrot, wahrscheinlich etwas kapriziös und langsam; mit nur 65 cm Höhe gehört sie evt. eher zur Gruppe der border bearded, Award of Merit 1982
  2. Mer du Sud -königsblau, royal, wüchsig und perfekt wie die verwandte, dunklere Sorte Dusky Challenger
  3. Peach Jam – spreckled, rot-oranger Bart, pfirsichcrème bis hellflamingo-grundig, sahnig und luftig zart gefärbt, neigt offenbar zum Aufklappen
  4. Princess Caroline de Monaco – zart bleu mit weißem Schimmer, manchmal fast babyblau, stattlich, wüchsig
  5. Vanity – romantisch, zart, liebliches Hell-Rosé-Rosa, süß wie ein Himbeersahnetörtchen mit weißem Klecks, nicht zu süß; Dykes Medal 1982
  6. Wintry Sky – silber und violett, zweifarbig mit Verlauf ins Mattblauviolette, formell, kühl wie Eis; Wister Medal 2010

BB = border bearded; großblütig, doch niedriger als die hohen

  1. Blackbeard – reizende Mischung aus watteweichem, opaquem Schneeblau mit stahligen, dunkelblauvioletten Akzenten, RHS Award of Garden Merit 1998

MTB = miniature tall bearded; mittelhohe bis rel. hohe, zierliche Iris mit kleineren, leichteren, glatten oder kaum gerüschten Blüten; wirken verbindlicher und stiller als die großblütigen Prachtiris, was in einem kleinen Garten oder in einer natürlich anmutenden Pflanzung von Vorteil sein kann

  1. Bold Statement  – schön getrennte Färbung, zurückhaltend senfgelbe Hängeblätter mit aufgehelltem, violettblauem Dom
  2. Dancing Lilacs –  klassisch schlicht, blass rosalila bis lavendelviolett, luftig locker, zu ähnlich gebauten Iris barbata immer passend

IB = intermediar bearded; mittelhohe, mittelgroße Iris

  1. Frothingslosh –  hellviolett umbördeltes Weiß
  2. Gnu Rayz – genetzt; rötlich-braunes Violett auf blassem Goldocker bis Hellgelb
  3. Oblivion – rauchiges, bläuliches Aubergine, auffallend tief und dunkel
  4. Satin Cut – glasiges, changierendes Blauviolett, violetter Bart
  5. Spiced Peaches – warm-apricot bis sand- oder grapefruitfarben mit rostbraunen Pünktchen, wie eine getrocknete Aprikose mit etwas Dunkellachsrosa, schräge Kombination, wächst angeblich gut
  6. Sunny Dawn – freundliche Melange aus Gelb und sanftem Orange bzw. aurora-rötlichem Puder, wüchsig
  7. Tickle the Ivories – fast weiß mit hochgedrehtem Barthorn, gezeichnet
  8. Wrangler– intensiv purpurrot mit violetten und fuchsbraunen Schatten, leuchtend

SDB = standard dwarf bearded; Zwergiris über 20 cm Höhe (bis 20 cm sind es MDB = miniature dwarf bearded)

  1. Fires of Fiji – funkelndes, violett getöntes Blau, gewellt, Cook-Douglas Medal 2011 (24 cm)
  2. Little Episode – brombeerfarbener, sehr dunkler Mittelfleck mit blaubeerviolettem Rand. u. Dom (30 cm)
  3. Marksman – dotttergelb, oranger Bart, Cook-Douglas Medal 2005 (33 cm)
  4. Rain Dance – lichtblau, Standardsorte, Cook-Douglas Medal 1986, RHS AGM 1995 (ca. 20 – 25 cm)
  5. Rebus – mittelviolett mit kontrastierendem Weiß in der Mitte (28 cm)
  6. Surrounded – wasserhell lavendel bis fast weiß mit leichter, variabler Zeichnung; hat was von einer kleinen Gartenelfe (30 cm)
  7. Thrifty – kanariengelb mit breiter weißer Mitte, leicht oliver Anflug auf der Aderung am Grund (36 cm)
  8. Webmaster – bordeaux- bis dunkelbraunrot wie eine gesprengselte Aasblume oder Aristolochia, befremdlich, interessant (31 cm)

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> Ich dachte so für mich hin, dass wenn sie erst einmal geblüht haben, es auch im nächsten Jahr „mit dem Nachbarn klappt“. Aber nein, tut’s nicht. Jane Phillips, Cliffs of Dover, Mariposa Autumn, eine namenlose rosa-pflaumenrote, Lent A. Williamson (von dieser Sorte bin ich das gewohnt!) und der unklare Gladiateur (einmal im Net unter diesem Namen gefunden + zugeordnet, leider nicht gebookmarkt) streiken und vergessen, worauf es einmal im Jahr – genau jetzt – ankommt. Kein Kuss für Mutter.

Na gut. Ich bringe meine „Iris-Buchhaltung“ auf Vordermann. In diesem Jahr blüht erstmals ein violetter Star von überragender Perfektion. Fast schon zu perfekt für lebhafte Naturen: Dusky Challenger. Ein prächtiger, dunkler Ritter. Königsblaue, sehr dunkle Knospen, etwas ins Purpurne aufhellende Blüte, eine so vollkommen wie die andere, seidig schimmernd, i.d.R. um 20 cm Durchmesser, wunderbar waagerecht getragen, Plicata; über 1 m hoch und ohne Stütze stehend. Nicht zu schwarz, nicht zu aubergine, einfach bombastisch, durch und durch blauviolett. Rauschhaftes Mitternachtsviolett in Samt und Seide. Neben ihr sehen ähnliche mit klingenderen Namen arm aus. Seit dem Frühherbst 2010 hat sie bis zur Blüte 2013 Anlauf genommen.

Dusky Challenger – der dustere Herausforderer. Kein besonders schöner Name für eine besonders stattliche Iris barb. eliator mit der Figur eines stolzen Ritters in glänzender Rüstung samt gelocktem Federbusch.

Von den neuen, historischen Iris barbata intermedia aus 2012 blühten immerhin Rheintraube, Folkwang, Amas und Gracchus. Rheinnixe, Susan Bliss und Havamel haben keine Blüten geschoben. Von den vor Jahren gesetzten zeigte Mrs Horace Darwin ihre weißen Blüten zum ersten Mal.

Viele blaue, babyblaue, wasserblaue, himmelbaue, mittelblaue Iris weigern sich standhaft, mit dem Garten bekannt zu werden. In alle Höhen stehen seit 2 – 3 Jahren hellbaue Iris im Stadtgarten; Blue Denim, Sea Patrol, Babbling Brook, Ship Shape – noch nie zu Gesicht bekommen! Nicht eine! Ganz zu schweigen von Orchidarium, Silverado, Alizes, Hindu Magic, Arabian Tapestry, Haut les Voiles, Pharaoh’s Daughter, Logo, Spreckles, Poems of Ecstacy, Spartan etc. Wenn man Schwertlilien theoretisch etwa alle 4 Jahre umsetzen soll, um die Blühfreudigkeit zu erhalten, wie soll das rechnerisch hinkommen, wenn sie nach 3 Jahren immer noch nicht geblüht haben?

    

An den historischen Iris mit relativ kleinen, flatterhaften Blüten (intermedia bis eliator unter 1 m) gefällt mir die Unwägbarkeit, ihre Launenhaftigkeit, ihre Vitalität, das handliche Format, die stabile Standhaftigkeit, die Zuverlässigkeit. Jeden Tag ein neues Bild. Schmetterlinge. Außerdem sind sie wie erstaunliche Geschichtsbücher. Es grenzt an ein Wunder, wie sich die Vielfalt großblumiger Züchtungen aus diesen niedlichen Formen entwickelt hat – mit Hilfe tetraploider Iris natürlich, was zu Beginn der züchterischen Versuche wegen der geringen Fertilität und Ausbeute der unterschiedlichen Spezies reichlich frustrierend gewesen sein muss. Fast wie die Erzeugung einer Chimäre wie Schiege oder Liger. Letztlich waren die vielen Iriskreuzungsversuche offensichtlich von Erfolg gekrönt und die Hybriden fertil – mit sehr viel besser aussehenden Ergebnissen als ein verbauter, Gottlob steriler Liger!

MTB Berchta (oder Thora?) malt und spielt, TB Dusky Challenger prasentiert und imponiert – die verschiedenartigen Charaktere auf den Punkt fotografiert

Neben den allerneusten Megastars gab es schon immer feine, dezente Minaturen und dementsprechend sogar Neuzüchtungen, die mit alten Formen kokettieren und z.T. wie hochdekorierte  Wiederholungen der Klassiker aussehen. Die Proportionen der kleinblütigen Schmalen mit nur diploidem Chromosomensatz sind für kleine Gärten günstiger und ganz ohne die zwar prachtvolle, doch beinahe gladiolenartige Steifheit der Piaffen tänzelnden, großrahmigen „Barockpferde“ der hohen Hofreitschule. Je länger ich darüber nachsinne, umso besser gefallen mir die zierlichen, lebhaften „kaspischen Rasseponys“, und zwar am liebsten als halbwilde Herde. Sie sind gesellig, tolerant und malerisch und zaubern durchsichtige Jugendstil-Wandteppiche in den Garten. Nah nebeneinander wie ein verhuschtes Aschenputtel zu einer toupierten Cinderella darf man die unterschiedlichen hohen Schwertlilien nicht plazieren, klar.

Tja, ich glaube, ich bin bekennender MTB-Fan. Bei mir hält der Trend zur Zweitiris im Kleingartenformat  an, es sei denn, ich stolpere zufällig über Line Drawing von J. Ghio (2009) und vergesse alles dezent Diploide!

Wuchsformen Bartiristypen; die ähnlich hohen Border und Intermedia blühen zu verschiedenen Zeiten, die Border – ein verkleinerte, hohe Bartiris – blüht nach den mittelhohen, zusammen mit den TB (tall bearded) zusammen. S. Quelle:

George Lankow, 2009, King County Iris Society, über die Entstehung und Verwandtschaft  moderner Irishybriden; von den Spezies zur Gartenfamilie heutiger Bartiris.

Ob MDB –  nein, kein Mitglied des Bundestages – SDB, MTB, TB oder IB, dort findet sich die >  Bearded Iris Classification der American Iris Society.

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3 Iris blühen am 1. Juni zum ersten Mal. Tanz in den Juni. Die Vorfreude treibt mich aus den warmen Kissen. Um 5 Uhr schaue ich erwartungsvoll nach den Knospen und siehe da, sie blühen!

Patina ist etwas Besonderes. Besonders merkwürdig. Ich habe dreimal überlegt, ob sie passen würde und mich dann wegen ihrer Eigenartigkeit für sie entschieden.

Aus der Entfernung wirkt sie beige mit hellem Tabakbraun. Und aus der Nähe? Auch. Mit etwas Weiß und Gelb, Nuß und Zimt, Salt & Pepper. Jedenfalls nicht rosenrosa, türkisblau, samtviolett, lavendellila, goldorange oder perlmuttweiß. Entweder erscheint sie einem völlig daneben oder – im Gegenteil – apart und rasant. Im Stadtgarten feiert sie sich als Unikum solo stehend. Eine Exotin in der Farbe einer Stapelia oder der einer erfundenen Dusterblume aus dem tiefsten Urwald. Gerade wegen ihrer im Grunde unauffälligen, gartenfremden Färbung in verblühten Tönen rückt sie ins Blickfeld. Im Laufe des Tages schiebt sich das flüchtige Gelb vom gewellten Rand weiter in die weiße Mitte.

Kermit gefällt die feinherbe „Herrentorte“ in Nougat- und Sandfarben mit einem Spritzer Zitrusgelb.

2 historische Iris aus dem Geschenkpaket von C. bekennen ebenfalls Farbe: Rheintraube und Folkwang. Nun habe ich die echte Rheintraube, entzückend! Sie sieht tatsächlich ganz anders und kontrastreicher aus als meine (vermutete) Berchta; pudrig samtige, dunkelblauviolett, getragene Hängeblätter mit hellerem, blauem Dom. Was sie mit Berchta gemeinsam hat, sind die leicht gedrehten Hängeblätter mit dem fröhlichen „Swing“. Folkwang ist zart, verträumt, ätherisch, ihr Dom fast weiß mit rosa Hauch, die Hängeblätter in weichem Mauve bis dunklem Weinrosa. Ingesamt ist sie für eine eliator zierlich gebaut. Rheintraube ist als alte intermedia von Haus aus schlank. Ihre schmalen Kurzschwerter nehmen nicht so viel Platz in Anspruch wie hünenhafte Irissorten und kommen dem ewigen Platzmangel entgegen.

Beide sind schön anzusehen, schön im Bauerngarten wie im harmonischen Stadtgarten, dem ruhige, edle Iris besser bekommen als grandiose Paradiesvögel mit Lockenwicklern. Merkwürdigerweise ist Rheintraube duftlos, die sanfte Volkwang hingegen duftet auffallend gut, süß nach Maiglöckchen, Mädchen mit Zöpfen und Orchidee. Fein parfümierte, fernöstliche Orchideenseife für junge Mädchen, die im Garten den Tag verträumen und große Damen spielen.

Damit Rheintraube zur Wirkung käme, bräuchte es für ein Foto mehrere Stängel mit samtigen Blüten. Es ist erst einer und so bekommt man bestenfalls eine leise Ahnung wie ein Horst mit 8 – 10 Stielen aussehen würde.

Nun fehlen noch die Blüten von 2 Iris, die sich die Ehre gaben, dieses Jahr Knospen zu entwickeln: Dusky Challenger (hoch, stark, purpur-nachtblaue, fast schwarze, irisierend schimmernde Blüten, 1986) und Amas, eine wilde, großblütige, im ursprünglichen Habitat natürlich entstandene Schwertirishybride, die Sir Michael Foster 1885 aus der Nähe von Amasia (Türkei) einführte. Ich bin gespannt, worin sich „Iris amasia“ von den alten Gartensorten unterscheidet.

Nach der blauen würde jetzt die pflaumenblaue Phase folgen, wenn zwischen den dunklen Farben nicht hier und dort ein Mohn, weiße und apricotfarbene Rosen und die lachsrosa Päonie leuchten würden.

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Wunderbar! 2 neue Iris sind erblüht. Mrs. Horace Darwin (weiße I. barbata media) und eine namenlose, hohe. Und stehen nun im Dauerregen und fragen sich, ob sie im falschen Film sind.

Nicht mal einen spielenden Sonnenstrahl auf ihrem klaren Antlitz erwische ich zwischen den Regenschauern. Macht nichts. Hauptsache, ich weiß jetzt, mit wem ich es farb-, höhen und gartentechnisch zu tun habe. Gebont. Ein Gewinn.

Die sonnengelbe I. barb. eliator ist nicht löwenzahngelb, sondern weicher, wärmer und z. Z. der attraktivste Lichtblick im Garten. Ihr verbindliches Gold harmoniert mit Alliumkugeln und den vielen blauen und violetten Akeleien. Auch ihre einfache Form passt. Zuerst, früh morgens, hat sie lange Schlappohren wie ein Basset – was ich bei Garteniris in Sorten nicht gerade mag – dann aber liftete sie ihre hängende, ungewellte Unterlippe und machte sich gartenfein. Immer noch ein bisschen wie eine kraftlose Dackelschlabberzunge; keine Plicata, keine kunstvolle, kontrastreiche Netzung, keine zierenden Effekte. Eine große Blüte, vielleicht etwas schlicht und ergreifend. Trotzdem; im Stadtgarten könnt‘ es nicht besser aussehen. Ich mag das Butterflöckchen auf Anhieb gern leiden. Bei dem elenden Wetter erst recht. Sonniges Gelb ist genau das, was jetzt fehlt. Willkommen, mein Sonnenscheinchen!

Da sich die anderen stolzen Schwerter wie üblich rar machen und bedeckt halten, kommt die scheinende, weiche Iris zur Geltung wie ein Honigtopf in einem Tanzbärenkäfig. Süß.

Ich wusste, sie würde „nur“ gelb werden, doch ihr Sterntalergelb ist zwischen Violett und Purpur goldrichtig. Ihren Namen werde ich wohl nie erfahren – Golden Majesty?

Wie viele Iris verblasst sie etwas im Laufe des Erblühens. In diesem Fall und bei dieser Begleitung fällt es nicht ins Gewicht. An anderer Stelle, wo starke Farben gefragt sind, würde der wärmere Schein fehlen. Sehr hoch – für eine Eliator – wird sie nicht. Manche der blühende I. Barb. media überragen ihre 73 cm um fast 12 cm. Doch bei Iris weiß man nie und die gelbe erfreut uns erst mit einem Blütenstängel. Im nächsten Jahr wird neu gewürfelt. So wie immer. Same procedure as every year, James. James wäre übrigens ein passender Name für diesen freundlichen, zurückhaltenden, dienstbeflissenen Butler. James wie Butler, nicht wie Bond, James Bond. Golden Hind, Golden Majesty, California Gold (1933) – alles sind hohe Bartiris älteren Datums und ähnlich, doch nicht 100%ig passend, wenn man den orangen Bart, die zarte Aderung und den Stängelgrund des Erstlings beachtet, der nicht purpurn bemalt ist. Von den Dreien trifft es am ehesten die Sorte Golden Majesty (Salbach, 1937).

Nach 24 Std. Dauerregen sieht James am nächsten Morgen zertrommelt und wie verhagelt aus. Armer Tropf.

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