Bei Iris barbata eliator und media kann ich Fehlieferungen gar nicht leiden. Man hätschelt und beobachtet und wartet und hofft – und dann das.
Uninteressante, triste Farben, kaum verzweigt = wenig Blüten, schlechte Haltung, steife, kleine oder große, klaffende, verwehte Blüte – überholte Sorte.
Brauchichnichwierklich! Louvois war vielleicht 1936 eine Spitzensorte – aber heute, nach Jahrzehnten amerikanischer und französischer Auslese und Hochzuchten mit Rüschen, geschlossenem Dom, gestellten Hängeblättern, vollen Farben und delikaten Kombinationen? Im grünen Frühlingsgarten tritt die dunkle Sorte kaum hervor.
Bevor Iris endgültig entsorgt oder ausgebürgert werden, warte ich ab, ob nicht ausgerechnet sie zu den zuverlässig blühenden, vermehrungsfreudigen, unprätentiösen gehören und ob ich in guter alter Gärtnermanier den Spieß umdrehen, mich lernfähig und dankbar zeigen und sie unter die wertvollen Stauden einreihen sollte, die nur den richtigen Standort und Begleiter und den passenden Hintergrund benötigen, um zur verdienten Geltung zu kommen. Manchmal finden 2 bis dato unbeachtete erst nach einiger Zeit zusammen.
Historische Sorten mit Schlappohren und -farben sehen neben feschen, neuen Sorten leicht abgehalftert aus und bleiben lieber unter sich. Rentnerband. Hat auch seine Reize … Hüfthalterfarben in dezenter Kolorierung und verstellter Taillenweite 😉 Außerdem sind sie einfach robuster. Anstelle von Rentnerband heißt es dann viel klangvoller und schmeichelhafter „alter Gartenadel“. Geaderte wie z.B. Gracchus gehören auf jeden Fall dazu. Die Netzzeichnung macht sie interessant.
Es kann eine Herausforderung sein, historische Sorten mit Geschick und Feingefühl so zu kombinieren, dass sie Entzücken hervorrufen. Andersherum ist es eine, neue Sorten mit knalligen, überdeutlichen Farbmixturen nicht aufeinanderprallen zu lassen. Eine Prinzessin plus stille Zofen.
Ich habe sehr schöne, neuere Sorten, die vor Selbstverliebtheit vergessen, wie man ordentlich in die Breite wächst und dass sie gefälligst jedes Jahr zu blühen haben. Schlimmer noch, ich habe Selbstmord gefährdete Iris barbata eliator; Poem of Ecstasy von Hager, 1995, z.B. Sie hat einen wirklich guten, erhabenen Platz, wuchs anfänglich auch in die Breite, tendiert aber zu Wurzelfäule und Kollaps. Am Ende jeder Saison besteht sie nach Ausschaben der stinkenden Faulstellen nur aus einem Würzelchen mit einem winzigen Fächerchen. Blöd! Sie foppt mich schon 3 Jahre. Und andere Exzellenzen verschwinden einfach so; im zweiten Jahr geblüht, im dritten beleidigt und im vierten futschikato.
Wie dem auch sei, manche alten Hündchen taugen heute wohl „nur“ noch zur gelegentlichen Blutauffrischung, als massige Muttersäue mit Gen-Reservoir, die ihre Frohwüchsigkeit und Substanz weitergeben können. Züchten wollte ich aber nicht, ich wollte bewundern.