Ist sie’s, oder ist sie’s nicht?
Entgegen dem Beratungsgespräch mit der Frau des Päonien-Züchters auf dem letztjährigen Pflanzenmarkt im Kloster Knechtsteden scheint die neue Pfingstrose nicht die Sorte zu sein, die ich genau beschrieben und namentlich genannt hatte. Ich wollte Coral Charm, die Staudenpäonie mit den größten, lachsrosa, zu Vanille umfärbenden Blüten, die im Bot. Garten steht und der Hingucker schlechthin ist. Frau X. meinte freundlich und bestimmt, im Bot. Garten stünde die Sorte Soft Salmon Saucer und meine Beschreibung entspräche eben dieser Sorte. Pustekuchen!
Das Vorbild; die Wunsch-Päonie im Bot. Garten, mit Coral Charm beschriftet
Soft Salmon Saucer im ersten Jahr, just aufgegangen
Was soll ich mit einer verklemmten, lachsrosa Schale von Schnittpfingstrose? Coral Charm – so wie sie demnächst im Bot. Garten blühen wird – hat viermal so große, weit geöffnete Blütenbälle und ist zehnmal so attraktiv. Mein früher blühendes Exemplar der Soft Salmon Saucer ist sehr in Ordnung und kräftig. 3 Blütenstiele hat sie getrieben, einer kommt zur Blüte. Für das erste Jahr kann ich nicht meckern.
Na, vielleicht legt sie noch zu, wenn sie sich öffnet? 200 bis 300%? Ob sie für Überraschungen gut ist? Auf jeden Fall fahre ich Ende Mai zum Pfingstrosenfest des Züchters. Sein „winterfester“ Agapanthus ist noch nicht zu sehen.
„Geduld ist die einzige Tugend, die es zu kultivieren lohnt“, würde ich jemandem anders raten, der ich nicht bin. Schaun mer ma. In einer Woche bin ich auf jeden Fall klüger und die Saucière weiter.
Ihr Name bleibt konfus. Denn es kursieren 2 Päonien unter Soft Salmon Saucer; die eine ist eine doppelte, die andere ist meine locker gefüllte. Das gleiche Spiel gilt für Coral Charm und weitere Corals. Oft bieten weniger gefüllte die elegantere Anmutung und mehr natürlichen Charme, doch diesmal sollte es ein volles, opulentes Tütü sein.
Ich hoffe auf eine zwiefache Verwechslung, die sich von hinten durch die Brust ins Auge überholt und mir genau die prächtige Pfingstrose beschert, die ich meine.
P.S.: Einen Tag später ist sie offen und größer, aber immer noch nicht die schöne Sorte, um die es mir ging. Das schlagartig warme Wetter tut ein Übriges und verkürzt die Blüte. Ihre Färbung ist nicht so intensiv und sie wirkt blasser und weniger kontrastreich als Coral Charm. Die inneren Petalen sind viel schmaler, wie zersplissen und zerknüllt.
Ganz nett, bei weitem nicht grandios. Überhaupt kein Vergleich. Nö, das reicht nicht.
P.P.S.: Der Züchter reagiert gelassen und prompt. Er beschwichtigt, es sei ganz sicher die richtige Sorte, nur eben noch sehr jugendlich und nicht auf der Höhe ihrer Fähigkeiten. Soft Salmon Saucer sei insgesamt größer und stärker als Coral Charm. Ich könne mich freuen, dass sie bereits im 1. Jahr blühe. Ihm seien nach dem langen Winter sogar einige erforen, besonders unter den Corals. Okay. Ich vergleiche und vergleiche. Wenn sie 300% mächtiger würde, könnte sie das Vorbild treffen.
Ich frage mich, wo sich noch irgenwie Platz für weitere Päonien freischaufeln ließe, die mich reizen. Buchhügel von Goos & Konemann und die rot-weiß-rosa panaschierte P. suffruticosa Shima Nishiki. Kermit winkt ab, „du sagst doch selber, wenn du Pfingstrosen sehen möchtest, fährst du in den Bot. Garten,. Zu schnell verblüht. Von einem Blumenstrauß aus Pfingstrosen hat man mehr. Hält genauso lang oder kurz wie im Garten und man guckt nicht das ganze Jahr auf einen Busch Blätter oder eine kahle Stelle.“ Nicht ganz unberechtigt, sein Einwand. Aber dem folgend könnte ich auch den Türkenmohn aus dem Garten verbannen.
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