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Posts Tagged ‘Duft’

Die erste Narzisse blüht seit ein paar Tagen, den letzten Frostnächten zum Trotz:

Winterblühender Duftschneeball nebst ein paar vorwitzigen Frühjahrsgrüßen an fetter Raupe und späten Feigen

Bei eisigem Wetter gehen die Narzissen in die Knie und legen sich vorsichtshalber hin. Die erste liegt am Boden und schaut mit ihrer Trompete gen Himmel. Ein Exemplar aus der Familie der Wander- und Tauchnarzissen. Taucht unerwartet auf und verschwindet wieder, um nach Jahren wieder an der gleichen Stelle aufzutauchen. Davon habe ich etliche.

Der Viburnum bodnantense ist eine Fehllieferung. Bestellt hatte ich Viburnum plicatum ‚Pink Beauty‚, einen ausladenden Strauch, der Ende Juni flache Blütendolden in waagerechten Etagen ausbildet, denen leuchtend rote Früchte folgen. Es stört nicht weiter und ich disponiere um. Das magere, sparrige Schneebällchen kommt nicht in den wilden Garten, es bleibt im Stadtgarten, wo ich mich im Winter über Blüten und den angenehmen Duft freue. Die zusammengedrückten Tröddelkes fallen nicht gerade ballrund und opulent aus. Kann nur besser werden, der kleine Knochen. Sorte? ‚Charles Lamont‘, schätze ich.

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Double Campernelle, zurückgeschlagen in die Urform

Am 16. März blühen die ersten Double Campernelle, eine alte Sorte, deren ungefüllte Urahnin Narcissus x odorus Campernelle auf das Jahr 1601 zurückgeht, und die leider instabil ist. Von 10 sind 8 schmächtig und ungefüllt wie die Großmama. Superb in ihrer Art, aber doch enttäuschend, wenn frau auf mittelhohe, gefüllte wartet.

Ihre Blätter sind fast so schmal wie Gras. Sehr schön und rein goldgelb gefärbt, von natürlicher Austrahlung, nichts für das barocke Prunkbeet mit ausgewachsenen Trompeten- und großköpfigen Narzissen. Ein zierliches Kaspisches Pony neben Lipizzanern und Lusitanos. Nichts desto weniger merkt man den sternförmigen Blüten ihren besonderen Nerv und Adel an. Ich müsste einfach viele, viele mit gehörigem Abstand zu stabileren, neuen Sorten pflanzen, um die Wirkung von Miss Campernelle zu steigern. Ob sie so gut duftet wie der botanische Name verspricht, kann ich nicht nachprüfen; sie sind zu kurz und zu weit im Beet versteckt.

Narcissus x odorus plenus wird schematisch Klasse 4 zugeordnet, was den gefüllten entspricht. Nicht falsch, aber ziemlich gefühllos, wenn man sich den kleinen Narcissus mitsamt seinen ungefüllten Vorfahren anschaut, die sich ihrerseits  zu den Jonquillen (Klasse 7) gesellen. Narzissen werden gemeinhin in 12 Klassen unterteilt. Eine kurzerhand hinzugefügte Klasse 13 würde der Eigenart direkter Nachkommen aus wilden Narzissenarten, seit „Urzeiten“ im Garten verwendeten Arten und ihren Mutationen, Zufallskreuzungen und Verwandten vielleicht besser gerecht.

Wie dem auch sei, beide mit 2 bis 3 Blüten pro Stiel verzierten Campernelle – Single Campernelle und die um ein gutes Drittel höhere, kräftigere Double Campernelle – sind Preziosen von natürlichem Charme für Narzissenliebhaber/innen mit großem Herzen für Feinheiten. Allein dieser gebogte Kelchrand der ungefüllten – wie gehäkelte Mausezähnchen an Mutters Topflappen. Süß.

Gelbe California mit großen Blüten, flache, spiegeleierfarbene Professor Einstein, die im 2. Jahr stehen, Double Campernelle zwischen einfachen, eine einzelne Weiße mit fein plissierter Rüsche (evt. Silver Standard), mehrblütige Falconet, erste Engelstränennarzisse des Jahres Thalia

Die hohe, duftende Tazettennarzisse Falconet (Grant E. Mitsch, 1979, AGM 1998, Wister Medal 2007) ersetzt in diesem Gartenjahr die ähnliche, noch reichblütigere, aber nicht so weich gewellte Sorte Hoopoe (Grant E. Mitsch, 1977, AGM 2002) aus dem Vorjahr. Das war eine gute Idee; Hoopoe kommt 2014 nämlich nicht gut wieder. Ich bilde mir ein, Hoopoe wäre trotz der vielen Blüten standfester.

Falconet links, letzte Tête à Tête in der Mitte, Hoopoe rechts

Buchtext Jonquilla / Campernelle > Bulbs for warm Climates

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Im ersten Topf sind fast alle Katharine Hodgkin geöffnet. Die sanftgelben Krokusse, die ihre Begleitung sein sollten, entpuppen sich als dunkelgelbe. Nich gut. Zu gewöhnlich als Brautjungfern zu blau-türkis schimmernden Iris. Kermit findet das allerdings nicht; tigergelborange Krokusse würden durchaus passen, meint er.

Iris reticulata Katharine Hodgkin

8 von 10 Iris in Topf Nr. 1

Im Rasen sitzen Elfenkrokusse und winken, doch bei dunklem Wetter zeigen sie ihre Gesichter nicht. Ein paar aufmunternde Sonnenstrahlen brauchen die zarten Kelche zum Aufgehen, sonst halten sie sich geschlossen und die Gärtnerin hat nichts von Lilafee, der zeitigen Frühlingsbotin.

Doppelte Tazetta-Narzisse Erlicheer

Erste Narzissen blühen gefüllt – ungewöhnlich früh – und ich rätsle noch, ob es Sir Winston Churchill ist, ausgerechnet eine späte Sorte. Ebenfalls gefüllte, büschelblütige, rahmweiße Bridal Crown und Cheerfulness waren nicht unter denen im Herbst gepflanzten; Snowbaby ist definitv spät, nicht mehrblütig, weißer, niedriger und Eerlicher sitzt im Topf – es muss Sir Winston sein. Einsam schwanken die Blütenkronen im Wind.

Pro Zwiebel treibt Winston – edit: Nein, es ist Erlicheer – 2 Stängel mit jeweils sagenhaften 12 dicht gefüllten, sahnig hellen Blütchen (jedenfalls hat der erste Blütenstand so viele). Statt 30 bis 35 cm – die Angabe kann nicht stimmen – werden die Stiele 50 cm hoch und halten sich trotz Sturmböen aufrecht bzw. legen sich die Stiele weich hin, um dem Ansturm auszuweichen. Eine Weile geht es gut, doch schließlich liegen die meisten am Boden. Hinfällige Langbeiner kann ich gar nicht leiden!

Die AGM-Auszeichnung hätte die Sorte allein schon wegen des reichlichen Flors verdient. Tatsächlich 12 Blüten und Knospen!

Ihre Blätter sich auffallend anders als die der matt bläulich bereiften, abgerundeten der restlichen Narzissen. Glänzend grün, zugespitzter, ellenlang, mit deutlich gefalztem Mittelgrad im unteren Teil, gekrümmt und bewegt wie Schlangen. Sie ähneln eher einem Mini-Crinum. Vielleicht waren in der Packung gar keine Sir Winston Churchill? Erlicheer sähen ihr zum Verwechseln ähnlich, treiben aber auch typische Narzissenblätter – vorausgesetzt, die Blätter in Töpfen stammen tatsächlich von Erlicheer und gehören nicht zur verwechselten Sir Winston. Edit: Winston Churchill stehen im Beet, wie sich später herausstellt. 

Einen Vorteil hat die frühe Blüte im rauen Februar insofern, als die Narzissenknospen nicht von der heizenden Frühlingssonne zu Mumien gedörrt werden können. Ich merke – trotz der allgemeinen Vorliebe für elegantes Weiß – dass dem Auge im noch blassen Frühjahrslicht gelbe Narzissen doch mehr bieten als zurückhaltende, cremefarbene. Gelbe wirken freundlicher, sonniger, frühlingshafter.

Verlockende Schnittblumen, so ganz allein im winterlichen Gartenbeet … und für den Zweck schön langstielig. Ob sie duften? Über die Elfenkrokusse hinwegschweben und schnuppern? Puuh! Intensiver, orientalischer Hyazinth-Jasmingeruch. Kermit liebt’s. Mir kommt der unterschwellige Elefantendunggeruch nicht gerade entgegen.

Nachdem sich die gefüllten Köpfchen eine Weile hin- und her- und vor allem heruntergebogen haben, schneide ich kurzerhand alle ab und bedufte die Wohnung mit Elefantenjasmin. Ooohmwärfend! Lange halten die Blüten in der trockenen Zimmerluft leider nicht durch.

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Es fing so an wie es immer anfängt: Im Eisloch wilder Garten sind Rosen erforen. Tja. Ignorieren oder ersetzen?

Im Laufe der Jahre wird der persönliche Geschmack selbstredend verfeinert, einsichtiger und anspruchvoller – nicht unbedingt teurer, aber sehr viel gezielter. Die richtige Rose an der richtigen Stelle prägt und verwandelt einen Garten; in einen beliebigen, ordentlichen, gepflegten Stadtpark, eine imposante, strahlende, vornehme, königliche Rabatte oder in einen charmanten, reizenden, überbordenden Cottagegarden, in ein kühles, stilles Refugium der Anbetung oder in ein circendes Elfenreich voller Geheimnisse und wehender Düfte.

2 Tage Recherche finden zum Fazit, dass ich gerne mehr oder minder stark duftende, öfterblühende, winterfeste und liebreizende Rosen mit viel Ausdruckskraft hätte. Letztlich wird daraus ein Kompromiss, denn ich möchte keine Kartoffelrosen-Hybriden, so sophisticated und entfernt sie von der runzeligen, überwiegend grünen „Robustarose“ auch sein mögen, von der 3 Sorten als allerletzte Notnägel in Frage kämen.

Querbeet durch alle historischen, modernen und Parkrosen bleiben 6, die in Frage kommen (ich bestelle alle 6 und freue mich – pervers, Mitte Mai! – über die lausigen Temperaturen, die den Versand halbnackter Patronen völlig risikolos machen). Die bestellten Rosen sind völlig verschieden und werden ganz nach ihrem Ausdruck in eine passende Nachbarschaft transplantiert, nicht etwa nebeneinander.

  • Wüchsig, duftend, beinhart, gesund, überhängend, großer Platzbedarf: Aïcha, eine gelbe, aufhellende Spinosissima-Parkrose mit früher Hauptblüte, gelegentlich nachblühend, mit fortgeschreitendem Alter auch remontierend. Die Meinungen über ihre Widerstandskraft gegenüber SRT sind offenbar geteilt. HMF Roses rating: Excellent
  • Nicht ganz 100%ig frosthart, verführerisch duftend, historische Bourbon-Rose von 1851 im Strauchformat , rosa, gefüllt, mittelgroße bis große Blüten, Anspruch an guten Boden und evt. leichte Beschattung, kann als Kletterrose gezogen werden: Mme Louise Odier (Mme de Stella). HMF Roses Rating: Excellent
  • Chice, neuere, vielseitige Floribunda in Bleu-Mauve mit warmem Feuer; leichter Duft; als Strauch, kleine Kletterrose oder Bodendecker zu ziehen: Wild Rover. HMF Roses Rating: Excellent
  • Weiße Kletterrose mit großen Edelrosenblüten und ein wenig Duft, mittlere Winterhärte, remontierend, weiß, üppig; Schneewalzer. Es gibt allerdings Erfahrungsberichte in Net, die sie für anfällig für Sternrußtau, sparrig und kahl erklären. Die weiße Kletterrose Ilse Krohn Superior habe ich bereits; sie ist an der Stelle aber nicht gerade eine blütenreiche Senkrechtstarterin und bekommt nun Konkurrenz. Von Ilse weiß ich, dass sie unten verkahlt und lange, nackte Äste entwickelt, es stört dort aber nicht. HMF Roses Rating: Ohne Bewertung
  • Ungewöhnliche, dekorative, elegante, nonchalante, kompakte Strauchrose in weichem Milchweiß mit ausdrucksvollen, rosen- bis mattroten Staubgefäßen, Moschusduft, halbwildes Flair, gesund, gute Winterhärte, Award of Garden Merit: Jaqueline du Pré. Auch zu dieser Rose gibt es unterschiedliche Berichte, u. a. einen, der besagt, dass ihre großen Schalenblüten bei Regen hängen, verkleben und unansehnlich wirken. HMF Roses Rating: Good+
  • Und als Sicherheitsnadel eine freundliche, tolerante, winterfeste, leuchtend magenta-pinke, geschlossen strauchige, zuverlässige, gesunde „Anfängerrose“ mit klassischem, betörend intensivem Rosenparfumduft und relativ kleinen Pomponblüten auf viel Laub; die Wildrosenhybride (Portland / Damaszener?) blüht in Wellen oder andauernd: Rose de Resht. HMF Roses Rating: Excellent

Buff Beauty – Moschata-Hybride von Bentall, 1939, 1,5 bis über 2,5 m hoch, gelb-apricot, stark duftend, in Schüben die ganze Saison blühend, nicht ganz frosthart, braucht Sonne und Zeit für ihre Entwicklung – bleibt weiterhin auf der Wunschliste für die Begrünung der beschienenen, rechten Stadtgartenmauer. Vielleicht bestelle ich sie doch in diesem Jahr. Auf jeden Fall rückt sie nach, falls Schneewalzer sich als unkooperative Zicke herausstellen sollte. HMF Roses Rating: Excellent.

Das Blöde ist nur, dass ich den Deibel tun werde und solch gewinnende Schätzeleins dem wilden Hardcore-Garten anvertrauen werde. Aïcha ist dort die richtige Besetzung, die schon, wie auch die honorige Rose de Resht, aus der man Hecken pflanzen kann, deren orientalischer Duft 50 Meter auf und ab flutet und die Nachbarschaft in Verzückung versetzt. Eine bezaubernde Jeanie ist nichts dagegen!

Der Stadtgarten ist mittlerweile so schön durchkomponiert und gelungen, dass die eine oder andere Zufallsrose ihm nicht mehr gerecht wird. Würden die Wackelkandidatinnen phantastisch blühen – okay. Werden sie aber nach vielen Jahren der Geduld zu verkahlenden, unwilligen Problemfällen, die nach vorsichtigem, moderatem oder hartem Schnitt wieder bloß ein paar elend lange Triebe mit die Luft recken – adieu! 2 oder 3 Rosen sehen unter strenger Beobachtung und werden von mir fast täglich böse angefaucht und kettenrasselnd bedroht.

Bleibt noch das Kapitel, wie bringe ich es meinem Mann und Rosenfreund schonend bei, dass ich staksige, einbeinige, überhoch aufschießende Versager-Edelrosen satt habe und bereit bin, den rosenmüden Boden für mollige, umwerfende Schönheiten von jetzt auf gleich auszutauschen! Ex und hopp. Spaten!!!

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Ein Auge riskieren und in den blauen Nachmittagshimmel hinter malerischen, rosa angestrahlten Wolkenbergen blinzeln? Sieht nicht aus wie Winter, sondern wie ein Lichtbad auf dem Zauberberg.

Die Stadtvögel verteidigen schon wieder tönend ihre Reviere. Die Flattermänner zwischen Häusern sind etwas desorientiert. Amseln z.B. singen hier im Sommer mitten in der Nacht, wenn eine helle Straßenlaterne in ihrer Nähe leuchtet. Mondsüchtige, nachtaktive Amselmänner.

Noch 10 Tage und das Küken ist ausgeschlüpft

 

Der Schnee ist weg und es ist tarnfarben braun-grau-braun und pitschenass. Nach den Amaryllis kommen jetzt vorgezogene Hyazinthen in die Wohnung. Ich erstehe eine blaue (Sorte Delfts Blauw, nehme ich an, weit verbreitet), die die Küche demnächst mit ihrem orientalischen Parfum beduften soll. Bei 99 Cent pro Blume lohnt es nicht, sich um das rechtzeitige Vorziehen zu kümmern.

Großköpfige Prachthyazinthen finde ich im Garten nicht so kleidsam; zu gedrungen, artifiziell und steif. Sie degenerieren schnell und abgelebte fröhnen leicht der Fallsucht. Aber dieser intensive Duft! Aus der Nähe fast schon ein Allergen. Die einzige Blume, die auf mich jemals ungut gewirkt hat, war eine hingebungsvoll gepflegte, im Glas angetriebene, weiße Hyazinthe, die bei mir im Grundschulalter eine „Primelallergie“ auslöste. Juckreiz, Rötung, Schwellung – und ich habe den Schatz in den dunklen Keller getragen, beobachtet, gehätschelt, vorsichtig mit Wasser versorgt, ins helle Tageslicht geholt, bewundert, berochen und so geliebt! Eine Kinderkrankheit; die Allergie hat sich verwachsen.

 

Darauf habe ich noch nie geachtet, ob es um diese Zeit angetriebene Blumenzwiebeln zu kaufen gibt. Es gibt sie massenhaft: gelb-rote Tulpen, Hyazinthen, gelbe Narzissen und Traubenhyazinthen. Im Gartencenter finde ich herabgesetzte, lose Hyazinthenzwiebeln Blue Jacket mit grünen Stuppsnäschen. Alle miteinander rund und prall und optimistisch. Also weitere 5 Orientalinnen für 2 Eur eingekauft und strategisch günstig – Windrichtung zimmereinwärts – in den Balkonkasten auf der Ballustrade gesetzt. Restetulpenbollen probiere ich lieber nicht aus. Überlagerte Schleuderangebote von nach Weihnachten haben im Garten vor Jahren total versagt. Einige bildeten zwar Blätter, aber keine Blüten und verabschiedeten sich rasch. Eine Fehlinvestition. Gartentulpen brauchen wohl eine Mindest-Kälteperiode. Ich hoffe, dicke Gartenhyazinthen tolerieren die lange, wärmere Lagerung.

Bei Aldi gibt es gerade 4 präparierte Hyazinthenzwiebeln – oder 6 Narzissen oder Tulpen – für 2,99. Und? Wie groß ist denn meine Sehnsucht nach solchen Frühlingsblüten- und duft? Och, noch nicht groß genug. Thalia-Narzissen und weitere Blue Jacket aus dem Gartencenter reizen mich mehr. Blöd ist nur, dass sie Ende April/Anfang Mai die Pflanzkästen blockieren werden, wenn Gartenfans ungeduldig in den Startlöchern stehen, um die ersten Sommerblumen auszubringen oder zu -säen. Anfang Mai spinxt man nach den nächsten Gartenattraktionen, freut sich über die aktuelle orientalische Duftwolke, den Flieder, und macht sich nicht mehr viel aus Hyazinthen in Töpfen. The grass is always greener on the greener side 😉

Hyacinthus, Dianthus, Syringa, Jasmin – neben Vanille und Damaszenerrose etc. gehören die Gartenpflanzen zu den Lieferanten der ältesten, klassisch süßen, schweren „Orientessenzen“. Tiefste, samtrote Herznoten. Kultivierte Insider/innen der floralen Parfumszene bevorzugen natürlich etwas Lichteres, Göttlicheres, weniger Aufdringliches oder gar Vulgäres, um ihre Sinne zu erfreuen: Muscari muscarimi (syn. ambrosiacum). Ambrosia für Aphrodites Töchter. Und dann gibt’s da auch noch Ylang-Ylang (fern-südöstlich tropisch), Weihrauch, Mastix, Geranium, Patchouli, Orangenblüten und Sandelholz für die nah- bis mittelöstlichen Alchimisten und Kompositeure der Wohlgerüche aus Kopf-, Herz- und Basisnoten … ein weites Feld … und alles ohne sperrige Imitationschemie, die sich penetrant weigert, mit der zarten Haut der Trägerin eine sinnliche, beglückende Gemeinschaft zu erfinden, was ein Schnupper-Besuch in einer der führenden Parfümerieketten sofort unter Beweis stellt. Ausprobieren und sich verblüffen lassen!

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Agave polianthes (vorm. Polianthes tuberosa) – ein Agavengewächs? Kaum zu glauben! Andererseits würde man eine Agave auch nicht ohne weiteres für eine Anghörige der Spargelsippschaft halten, von der drahtigen Gestalt des schießenden Blütenschaftes mit seinen in großen Abständen angewachsenen, anliegenden Blättern mal abgesehen.

Gefüllte Agave polianthes 'The Pearl'

Zart, zerbrechlich, hier relativ niedrig, vornehm wie eine orientalische Jasminprinzessin und exotisch nach Orchidee, Limone und Ingwer duftend. Der Duft wird gerne mit Ylang-Ylang verglichen; ich finde ihn frischer, anregender, durchdringender und weniger sanft und zurückhaltend als Ylang-Ylang, fast so intensiv wie Gardenie. Angeblich – so steht’s im Net – werden weltweit nur 20 kg reines Parfumöl aus den Blüten gewonnen. Angeblich verströmt die Knollige Nachthyazinthe nachts den stärksten Duft. Unsere kleine, nur für kurze Zeit blühende Kostbarkeit hält sich nicht an einen Stundenplan und riecht vormittags am heftigsten. Abschneiden nimmt sie – ebenfalls angeblich – nicht übel und produziert daraufhin weitere Blütenstängel. Könnt‘ ich ausprobieren und sie ins Schlafzimmer stellen. Oder ins Wohnzimmer. Dass sie jedoch einen weiteren Trieb zustande brächte – jetzt, in diesem herbstlich-kühlen September – hielte ich für eine gewagte Prognose.

Tuberose. Von tuberosus = voller Höcker, Knoten; gemeinhin ist damit botanisch eine Speicherknolle gemeint. Wer hinter dem Namen der Blume – wie ich – eine schwer duftende Rosenwolke vermutete, liegt falsch. Leider blüht nur eine von mehreren Bulben, die ich im Mai auspflanzte. Die einzige blüht unter der Feige und schmiegt ihre gefüllten, weißen Köpchen um einen Ast, was ich für eine kontaktsuchende Parfumpflanze passend finde.

Kermit beugt sich mehrmals am Tag zu den weißen Blüten hinunter und schnuppert angetan. Offenbar ein süßes, sinnliches, lockendes Parfum, seeehr attraktiv, nicht nur für geflügelte Nachtschwärmer. Ich verrate ihm den Namen und dass es leider nur diese eine geschafft hat. Er meint, „Tube-Rose? Rose? Rose, Rose – typisch Rose!“ Nicht viele unserer Rosen machen uns Freude und geben sich unkompliziert.

Speicherbulben

Eine bezaubernde Neuerscheinung im Stadtgarten mit dem Nachteil, dass ihre Wurzeln / Speicherknöllchen nicht winterfest sind und etwas anders überwintert werden sollen (hell, wie eine grünbleibende Agavenrosette) als ein praktisches, robustes, komplett ruhendes Zwiebelgewächs, das man getrost über den Winter vergessen darf. Angeblich. Andere empfehlen, sie genauso zu behandeln wie alle anderen frostempfindlichen Zwiebelgewächse und die zugespitzten, zusammengesetzten Bulbenklumpen nach dem ersten Frost auszugraben und in Mull und fast trocken zu überwintern. Aha, ein Winterrätselmärchen. Das dürfte eine schwierige Winterruhe für sie werden … besonders deshalb, weil ich pünktlich zum ersten Frost meist vergessen habe, wer wo in welchem Beet hockt und anderes auf dem Plan steht; Dahlien retten z.B. Also grabe ich die Duftwunder jetzt schon aus und setze sie unübersehbar und gesammelt in einen Tontopf.

P.S.: „Da steht gar nicht, was mir außerdem zum Duft eingefallen ist“, beschwert sich Kermit. „Na gut“. Kermit erinnert er an die phantastischen Orchideen im Singapurer Orchideengarten. „So besser, Kermit?“

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