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Posts Tagged ‘Rue Madelaine’

Tjo, im Stadtgarten ist es schön. Er ist z.Z. das genaue Gegenteil des wg. Zeitmangels fast verwahrlosten, wilden Gartens.

Hemerocallis Rue Madelaine blüht üppig (4 Fächer, 3 sehr gut verzweigte Blütenstiele – ein Prachtstück!), Wicke Wiltshire Ripple quetscht sich in den Maschendraht, Lilium Royal Trinity baut helle Leuchttürme und hört nicht auf zu blühen – wäre auch schwierig bei den Unmengen von Knospen. Eine verrückte, gepunktete Lilie blüht zu ersten Mal, nicht weißgrundig, leicht gelblich, obwohl sie weiß und purpurn gesprengselt sein sollte. Kunterbunte Kapuzinerkressen, die orange anfangen und gelb aufhören, weil mehrere, weit auseinanderliegende Farbkombinationen an ein und derselben Pflanze auftreten.

Der erste Phlox blüht seit 1 Woche. Weiß.
Potpourri

Rue Madelaine hat ab dem 3. Standjahr keine Probleme mit der farblichen Orientierung. Sie startet von 0 auf 100 in der richtigen Farbe und Form. 2013 schafft es nicht mal Dauerregen, den morbiden, blutrünstigen Puder ihrer großen, rundlichen Blüten zu verwischen. Brave Taglilie!

Die Schönheit im trockenen Riesenbalkonkasten des eingefassten Stadtgartens ist dem andauernden Regen zu danken. Ausdauernder, weicher Sommerregen …

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Eine meiner Lieblingstaglilien (Rue Madelaine von Bob Carr, 1992 -EM, Re, Ev, Tet, Ext; Midnight Magic x Matt) hat einen dubiosen Namen, was mir bisher nicht klar war.

13, Rue Madeleine in Le Havre war die Adresse eines Gestapo-Hauptquartiers und der Titel eines patriotischen Spionagefilms (1947) von Henry Hathaway mit James Cagney, der nach über 60 Jahren kaum anzusehen ist. Ein simpel gestrickter, halbnaiver Werbefilm für den Intelligence Service, eingeleitet von einem sonoren, pseudo-aufklärerischen Kommentar im Brustton des Siegers, unterlegt mit aufdringlicher Heroenmusik. Schwarz-weiß. Und überall stapft ein über die Maßen resoluter Cagney durch die Szenerie.

Eine „Rue Madelaine“ in Paris gibt es nicht und würde sich schreiben wie Boulevard de la Madeleine. Unbefangen fiel mir zu der purpurdunklen Taglilie Afrikanisches, Starkes, nicht unbedingt Blutiges oder ein Film ein. In diesem Sinne heißt ein Kind der Schönen aus der Zucht von Carr geradezu folgerichtig African Diplomat. Möglicherweise wusste der Arzt Dr. Robert Carr nichts von dem Film. Da er von 1935 – 2007 lebte, könnte es aber hinkommen, dass der Streifen den damals 12 oder 13-jährigen beeindruckt hat bzw. dass er amerikanischen Movie-Fans bekannt ist. Der Name einer seiner prämierten Hemerocallis Pearl Harbour ist ja auch zumindest zweideutig und spielt mit amerikanischer Kriegsgeschichte; in den Staaten evt. eine patriotisch-verkaufsfördernde Benennung? Hm, sollte ich jemals eine orange Taglilie aus Zufallsämlingen erhalten, nenne ich sie Agent Orange oder Starfish Prime 1962 – höchst originell, einprägsam und durchschlagend! 😉

Was mir am wahrscheinlichsten erscheint, ist, dass er einfach eine passende, französisch und chic klingende Variante zum Namen seiner Frau Sherry Lane Carr suchte und deshalb ein A in Rue Madelaine verwendete. Es klingt so wie Lane. Eine frankophone Hommage an eine rassige, verführerische, geheimnisvoll gefärbte, großblütige Hemerocallis mit Volants und an seine Frau. Es könnte natürlich der Fall sein, dass eine Straße in einer amerikanischen Kleinstadt so heißt, weil dem Bürgermeister die französische Schreibweise nicht geläufig war, oder dass es sich um das Lieblingsrestaurant von Carr, seinem Onkel, der Nichte oder Schwiegermutter oder seine Segeljolle, ein erfolgreiches Rennpferd, das kleinstadbekannten Etablissement für Junggesellenfreizeitgestaltung oder den Einfall seiner Frau gehandelt hat. Oder es ist schlicht ein Tippfehler. Alles besser als ein Gestapo-Bunker und ein antiker Kriegsfilm!

>Rue Madelaine mit a bei der AHS<

„1992 saw Bob’s first eight introductions, among them were: ‚African Diplomat‘, ‚Rue Madelaine‘, ‚Tennis Bracelet‘. This was the beginning of 134 introductions over 14 years. Bob’s last introductions were in 2006 and included the incredible ‚Wonder Of It All‘, which was his favorite. Many of his cultivars are still being used by hybridizers today. He was dedicated to hybridizing for form,
scape height and bud count. Another of Bob’s favorite daylilies was the 1993 introduction, Sherry Lane Carr‘, named for his wife.

His daylily business was named simply, “Bob Carr’s Daylilies.” There are no daylilies left at the Ocala, FL farm. His cultivars are available through the secondary market from individuals who purchased his introductions.

Bob was never very interested in AHS awards but did submit names for consideration when approached to do so. So far he has garnered 24 Honorable Mention awards and the Award Of Merit for three of his cultivars, ‘America’s Most Wanted’, ‘Pearl Harbor’, and ‘Sherry Lane Carr’.“ (Lee Pickles, Chattanooga Daylilies, 2008)

Mittlerweile gibt es Bilder von Rue Madelaine im Net; das auf der Website von Juhr ist falsch und der Name lautet eben nicht Madeleine.

Candied Popcorn Perfection und Rue Madelaine von Carr habe ich. Theroretisch – Candied Popcorn Perfection sah ich bisher nicht blühend. Was der Züchter auch immer ausgedacht – oder nicht gemeint – haben mag, Rue Madelaine und meine Wertschätzung ihrer guten Eigenschaften tangiert es in realiter nicht mal periphär.

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Dieses Jahr schlägt sie alle Rekorde, die mahagonifarbene Hemerocallis Rue Madelaine. Sie hat sich ja auch Zeit zum Üben gelassen.

Rot wie Blut und schwarz wie Ebenholz, eine „Miss Dracula“ aus dem Jahr 1992

Im ersten Jahr waren ihre großen Blüten schön geformt und mit Volants gesäumt (2 Stiele), doch farblich noch recht variabel und nicht so dunkel, gleichmäßig pigmentiert und feurig; im zweiten Jahr machte sie Pause (0 Stiele, in Worten Null); und nun im dritten Jahr weiß sie, wie’s geht (3 Stiele bei nur 3 Fächern, wovon 1 einer torkelnden Jungamsel zum Opfer fiel – sturzbesoffen von den vielen gärenden Kirschen im Bauch, ist zu vermuten). Der eine Stängel trägt 9, der andere gar grandiose 15 Knospen. Das ist alles andere als mittelmäßig für eine nicht mehr brandaktuelle Züchtung.

  • Die einfache Faustregel für hochgezüchtete Hemerocallis lautet: Je mehr Verzweigungen und Blütenansätze, desto länger die Blühperiode und umso wertvoller. Logisch; eine Einzelblüte hält nur einen Tag.
  • Eine zweite, simple und eherne Faustregel: Wasser, Wasser, Wasser. Andernfalls ist evt. mit Knospenfall zu rechnen.
  • Die dritte Regel ist, sollten sie schon einige Jahre stehen, einen großen Horst gebildet haben und nur noch unbefriedigend blühen, wird es Zeit für eine Teilung nach der Blüte. Es hilft, nach der Teilung an der alten Stelle guten Kompost oder Humoses, eine oder zwei Handvoll Stickstoffdünger (z. B. Hornspäne) für einen guten Start einzuarbeiten und fleißiig zu gießen, wenn ein Fächerklumpen an der ursprünglichen Stelle verbleiben soll. Es gibt Taglilien, die gerne umziehen und solche, die es Generationen an einem Ort aushalten. Hier hilft nur, sie zu beobachten und danach zu entscheiden. Eine wunderbare Sache ist es, dass der Gärtnerin – anders als bei frisch gekauften Neulingen – gleich zu Anfang mehr als ein einzelner, dürftiger Fächer zur Verfügung steht.

Rue Madelaine scheint im Großen und Ganzen keine besonderen Anlaufschwierigkeiten zu haben. Kein Schätzchen, das sich 5 Jahre lang ziert und ziert und ziert und seiner Besitzerin eine lange Nase dreht. Zu Beginn bildet sie pro Standajhr einen Fächer – es gibt faulere Hybriden! Es sei angemerkt, dass sie nicht zu den Frühaufstehern zählt (schon deshalb „Miss Dracula“) und bei flauem Wetter mindestens bis zum Vormittag damit beschäftigt ist, sich zu sortieren und zu entfalten.

Herrlich morbide, doch intensiv. Ein echtes, tiefes Bordeauxrot, Voodoo-kastanienbräunlich mit purpurbläulichem Puder. Ebenholz aus Kamerun mit Fuchsblut. Faszinierend. Kermit nennt die Kolorierung  despektierlich „braun“, „rotbraun“. Wie? Nur so normal uninteressant braun wie eine Anzughose aus den Sechzigern? Kannnichsein.

Kermits Begeisterung für Taglilien hält sich in Grenzen. Sie nimmt im Verhältnis zu Neukäufen proprtional ab, könnte man errechnen. Die neuesten (Eye on America, Dare to Love, San Louis Halloween) registriert er bestenfalls als lästige Platzvernichter und Konkurrenten von Fingerhüten. Dabei habe ich trotz forschenden Blicks noch gar keinen Platz für sie finden können. Ich habe zu viele, überall stehen sie herum, Jahre wartet man bei etlichen auf die Blühreife und wenn sie dann blühen, verpasst man den Flor, etc. Seiner Meinung nach sehen sich viele so ähnlich, dass er 80 bis 90 % meiner Lieblinge gerne entbehren könne. Wenn er aber mal ganz zufällig beim Gärtner eine Taglilie ausmacht, bei der er sich in meiner Gegenwart zu einer Äußerung des Gefallens hinreißen lässt, wird die SOFORT von mir gekauft 😉

Rue Madelaine gehört zu meinen Lieblingen und darf einen Logenplatz einnehmen. Ich mochte sie auf Anhieb; Flora weiß, wieso. Sie kam, sah und siegte. Es gibt dunklere, neuere, welche mit ausdrucksvoll getuschten Augen und längeren Beinen, mehr Knospen, wischfestere u. s. w. Mir gefällt ihre Stärke, ihre abgedrehte Farbe, ihre beachtliche Blütengröße und -form, ihre großzügigen Proportionen (tetraploid) und ihr grüner Schlund, ihr geradezu afrikanisch-weibliches, strotzendes Selbstbewusstsein. Wenn ich die Zeit habe, streiche ich immer wieder um sie herum und bewundere sie. Ihre Blütezeit hält relativ (!) lange an – kein Wunder, falls sie es jemals hinbekommt, jeden Stängel mit 15 Knospen zu bestücken – und angeblich gehört sie zu den Rebloomern.

Blüten-Potpourri im Stadtgarten, Mitte Juni

Im Stadtgarten laufen mir außerdem die zuverlässige, leuchtend zimtorange Hemerocallis Rocket City, Mutterkraut, die porzellanfarbene Rose Swany, Geranium magnificum Rosemoor, Gilbweiderich und eine namenlose, großblütige Taglilie in Creme mit leichtem Muschelrosa-Stich und weitem, malvenfarbenem Auge und ebensolchem, schmalem Rand vor die Linse (Islesworth, Stamile, 1997?).

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2010: Gentle Shepherd, Blue Sheen, Berlin Red Velvet, Shining Plumage (2011 in den wilden Garten verpflanzt), Velvet Plush, Rue Madelaine und Hemerocallis minor

Die letztere habe ich wohl versehentlich ausgerissen? Wohin ich Velvet Plush gepflanzt habe, fällt mir nicht mehr ein. Sie und Blue Sheen haben noch nicht geblüht. Gentle Shepherd stand zu sehr im Schatten und wurde im Frühjahr umgesetzt. Der sanft Schäfer ist immer noch beleidigt und wird mir wohl nicht den Gefallen tun zu blühen (Edit: Er ist 2012 wieder zu beleidigt, um zu blühen; Blue Sheen blüht bis inkl. 2012 auch nicht, wächst aber).

2011*: Berlin Red Tallboy (Tamberg, 1998, bis 1,8 m hoch), Lilting Lavender (Childs-F., 1973, UFO), Daily Bread (versetzen! Steht zu dunkel), Catherine Woodberry, Final Touch, 4 Albert-Sämlinge, Agnes Miegel, All American Plum, Night Embers, Ed Murray, Sheik of Araby, Real Wind, Red Ribbons, Intermediar, Sweet Stuff, Serena Sunburst, Double Talk, Ocean Rain, Romantic Rose, Beyond New Millenium, Circle and Stripes, Touch me Light (richtiger Name?), Moonlit Masquerade, Sämling von Raptor Rap x ? (geschenkt bekommen), möglicherweise Janice Brown zum 2. Mal

2012: San Louis Halloween, Eye on on America, Dare to Love, eine unbekannte in hellem Crème mit mauvefarbenem Auge und Rand, etwas gewellt, wenig gerüscht, großblütig

* in 2011: Die ersten 3 Taglilien, die ich kürzlich erst gekauft habe, schieben Blütenstiele. Von Lilting Lavender und Catherine Woodberry habe ich kleine Teilstücke in den wilden Garten verfrachtet, Lilting Lavender neben What a Dandy, Catherine in die Nähe des abgesägten Pfirsichbaums. Im morschen Baumstumpf wohnen jetzt Ameisen.

Zu einigen Sorten habe ich nach den Doppelgängern Doppelgänger zu den Doppelgängern gekauft, nehme ich an. Als ich Catherine Woodberry mitnahm – hoffentlich ist die Sorte korrekt beschriftet (Edit: ist sie nicht, es ist eine kleine, gerüschte, melonenfarbige Sorte); die Abbildung ist jedenfalls nicht richtig – konnte ich die weiße Sorte Heidi Edelweiss und zwei altrosa- bis dunkelmauvefarbene mit kontrastierendem Auge und Rüsche ungerührt links liegen lassen, obwohl der große Topf samt Sortenname und 4 -5 Fächern nur günstige 4,90 Eur kostete. Ich habe schon 3 oder 4 fast weiße Sorten. Und geäugte und fleischrosane, hellrosane, violettrosane, blassrosane, lavendelrosane, lachsrosane …

Ich sollte die Neuerwerbungen gelegentlich in die Liste nachtragen. Um die 100 Sorten dürften es mittlerweile sein.

‚Daily Bread‘, Hager, 1973

Edit: Daily Bread scheint mir nicht so kräftig orange wie ich es gerne bei einer sehr frühen Taglilie gehabt hätte. Im Bot. Garten ist sie eher dunkelgoldgelb bis glasig orange. Höhe bis etwa zum halben Oberschenkel, zierliches Laub und zierliche Trompetenblüten. Eine hübsche Wildhafte mit zahreichen, lilienählichen Blüten für den Landschaftsgarten – oder für meinen.

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The Incredibles – mit Spannung erwartet.

Aaaaah ja … Rue Madelaine kultiviert eine Farbe, die ich nach der Kakaobohne Serena Dark Horse auf den ersten Blick nicht allzu beeindruckend finde. Eine dunkle Hemerocallis mit rotweingetränkten Leberwerten; morgens ein bisschen rußig, matt purpurn, glanzlos und müde. Sie braucht ein anderes Shampoo, revitalisierend und mit Koffein oder so.

Ich hebe kritisch die Augenbrauen und gebe ihr bekannt, dass es für so viel verkaterte Leberwerte auf einmal erstens einen Tadel und zweitens einen Verweis gibt. (Edit: So denke ich morgens bei Morgenlicht)

Erstklassige, dralle, rundliche Figur (Blütenform) mit breiten Schmetterlingsflügeln, dabei kurzbeinig wie ein Welsh Corgi, schöner, breiter, anfangs jadegrüner, dann gelber Schlund, gleichmäßig geschwungener, gerüschter Rand, dunkle, dekadente, schwierige, bräunliche Auberginenfarbe zum vorsichtigen Kombinieren, die leider nicht ganz kratzfest daherkommt. Aber womit dekorieren? Mit Zwiebelringen und Apfelspalten? Berliner Art sozusagen? Die rotblättrige Berberiskugel an ihrer Seite ist schon eine zu lebhafte Konkurrenz für sie (Edit: Morgens gesehen!!).

Dagegen sieht ja mein Leberwurstbrot Nr. 1 farbiger aus (Edit: Immer noch morgens!!!). Apropos Berlin, Rue Madelaine hat obendrein das ultimative Pech, dass im Stadtgarten vis à vis gleichzeitig Berlin Red Velvet wie ein Glutball am Horizont aufgeht. Echt Pech. Ein GAU. Die höhere Berlinerin beherrscht die Szene und schlägt sie im direkten – zugegebenermaßen unfairen – Vergleich bei der Werbung um meine uneingeschränkte Gartengunst glatt um drei Pferdelängen. Sehr vorausschauend, dass ich nicht auf sie gewettet hatte.

Berlin Red Velvet, das ist doch mal eine große, großartige, satte Taglilie! Meine einzige von Tamberg. Und ich wusste schon vorher, warum ich sie unbedingt haben musste! Naaaa? Die ist doch eine Sternstunde in puncto pittoreskem Samtrot! Einmalig! Neben ihr sieht jede altrosa-mauve-brombeerpurpurn-weinrote Kollegin noch zehnmal müder aus als sie schon ausschaut.

Berlin Red Velvet, in natura erfreulicherweise nicht so hell, sondern temperamentvoller, tiefer, dunkler und an den Rändern schwarzsamtig überhaucht

An ihrer eckigen, sternförmigen Figur mit hängender Unterlippe sollte sie noch arbeiten und diese oder jene Partie ordentlich durchdefinieren. Fitnessstudio wäre angesagt. Ihre Farbe und Statur plus die Linie von Madelaines Blüten wäre ein Volltreffer.

Spät in der Dämmerung besuche ich sie wieder. Wo ich im Abstand von 3 Armlängen die feurig rote, halbgeschlossen schlummernde Blüte erahne, klafft ein Loch auf dem Stängel, ein absolut schwarzes Loch in der Luft mit dem Umriss einer schlafenden Lilienblüte, schwarz wie der tiefste Schatten in der dunkelsten Ecke. Eigenartiges Phänomen. In Wirklichkeit ist die Blüte also rabenschwarz? Wahrscheinlich ist sie äußerlich mit Khol und rotem Puder geschminkt und im Halbdunkel sieht man nur noch schwarz, keinen Schimmer einer Farbe, das Rot ist wie ausgeblendet. Ich gucke angestrengt Löcher in das schwarze Loch, doch der Zaubermantel des Alberich hütet die stille Blüte.

Mir fällt bestimmt etwas zu Madelaine im Büßerinnengewand ein, früher oder später. In einer speziellen, noch auszuknobelnden Kombination wird sie gut aussehen, dafür sorge ich schon. Vorzugsweise toter Fisch … was Austernfarbiges und Grüngraues? Eine französische Hitchcock-Frenzy-Bouillabaisse-Farbe? Blaue Hosta? Grünlich-gelbe Spider? Weißfilzige Pelztierchen zwischen Hermelin und Heiligenkraut?

„Suche unauffälige Begleitung in dezentem Steinlausgrau für alte Dame.“

Immerhin ist sie eine gartengestalterische Herausforderung.

Doch vorerst darf sie im August ihr Köfferchen packen und in den wilden Garten umziehen; dabei bleibt’s.

(Edit: „Sooo schwierig ist es nun auch wieder nicht,“ denke ich abends, Aug‘ in Aug‘ mit der erröteten Langschläferin Madelaine und bin nicht mehr sicher, ob sie zur persona non grata erklärt und ins Exil abgeschoben werden sollte. Ihre chamäleongleiche Wankelmütigkeit ist ansteckend. Das blaue Pfläumchen in Armagnac entzieht sich dem Vergleich mit einem Temperamentsbolzen wie Berlin Red Velvet und spielt ihre eigene Melodie. Eine kleine Nachtmusik statt Flamenco.)

Rue Madelaine – im Nebenberuf Schillerfalter, wenn sie nicht hauptberuflich englischrot ist

Am Abend sieht die Welt anders aus, so auch Rue Madelaine mit der tadellosen Figur. Sie ist endlich aufgewacht; ihr loser, bordeauxroter Puder bröckelt weiterhin. Neben Koffeinshampoo könnte sie Haarspray und eine Visagistin gebrauchen. Von morgens bis abends hat man Zeit, im Stundentakt nach ihr zu sehen und darüber zu meditieren, ob sie nun flach-aubergine auf kreidigem Grund oder pflaume oder mauve oder rauchig burgunderrot oder gar halbherzig violett ist. Um 20:30 Uhr ist sie matt rostrot mit etwas Kirschsaft.

Wäre sie keine neue Hemerocallis – und verdiente(r) Mutter (Vater) von 5 Kindern! – an die ich gespannte Erwartungen hänge, würde ich die schläfrige, weiche Tönung apart finden. Eigentümlich, doch nicht grundsätzlich unschön – und nach wie vor zeigt sie eine chice, harmonische Blütenform.

Wäre sie keine gehätschelte Hemerocallis, würde ich andererseits ganz nüchtern und kaltherzig bemerken, dass sie aussieht wie Rinderleber oder Ochsenblut und sich die Digicam täuschen lässt, wenn sie sie abends für violett hält. Die Kamera übertreibt maßlos und sieht viel mehr Farbe.

Beschönigende Schmeicheleien sind Privilegien für adelige, damenhafte Rosen und Taglilien. Welcher kultivierte Gartenmensch würde seiner begehrten Dame schon ins Gesicht sagen, sie habe einen Teint wie Rinderleber in der Sonne?! Bestenfalls Kannibalen könnten sowas für ein Kompliment halten.

Über schwierige, kapriziöse Kinder mit Kostümfimmel gibt es viel mehr zu erzählen als über beständig schöne, brave …

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