Laub aus Leder, Blumen aus Packpapier. Wurzeln wahrscheinlich aus Titan. Floribunde Beetrose der Superschwergewichtsklasse. Durch und durch tough.
Großartige Performance. Natürlich duftlos. Ein Spitzenprodukt der französischen Rosenzüchtung. Gut frostfest. Gnadenlos schnellwüchsig. Haltbare Edelrosenblüten; lockere, gewellte, offene Schalen mit mehr Rotanteil als bei ihren traumhaften Romantikknospen. Absolut pflegeresistent und -leicht gegen alle und alles. Jede Blattlauskinderstube beißt sich an ihr die Mümmelzähne aus. Perfekt – bis auf den fehlenden Duft. Rosenausstellungen kann man mir ihr in nullkommanix gewinnen. Die formelle und formale Beauté ist bildschön – aber halt moooohdärn. Eine mondäne Bilderbuchrose für Bouquets in internationalen Hotelfoyers. Komplett anbetungswürdig, pflegeleicht und großblütig, doch irgendwie auch unnahbar, steif und steril. Grace Kelly an der Riviera.
In einem natürlich schwingenden Garten wirkt ein kleiner Strauch mit solchen Blüten (-büscheln!) fast schon lächerlich pompös – fast! Denn lange bleibt die Meilland-Rose von 2000 in den Staatsfarben der Monegassen gewiss nicht „klein“ oder kleinlich.
Natürlich reiße ich sie NICHT heraus, diesen Ausbund an Gesundheit und Frohwüchsigkeit! Gut gebaut, Blüten über Blüten über Blüten über makellosem Laub ab dem 3. Jahr. Sie mag Schnitt und verzeiht auch gröbere Schnittfehler freundlich und leichten Mutes. Mit ihr gibt’s keinen Ärger.
![](https://i0.wp.com/i1137.photobucket.com/albums/n505/gallery123/2013%20June/Cara_zpsf716d2c8.jpg)
Tatsächlich hart & schön – mit einem Makel …
Würde sich eine Elefantenkuh versehentlich auf sie setzen, würde sie wohl selbst solche ridikülen Formfehler verkraften, sich leicht schütteln und von vorne anfangen. Gar nicht unsympathisch, diese höchst aufrechte, ritterliche, Pariser Haltung!
Sie hat eine ältere, mit Medaillen überhäufte Schwester mit großer Familienähnlichkeit: Cocorico, (Meilland, 1989). Gold für diese Polyantha gab es in Baden-Baden, Rom, Monza u.s.w. Ihr engl. Handelsname lautet Birthday Girl. Sie ist genauso unanständig gesund, kaum duftend und weniger – also halb – gefüllt. Ein Traum für Kurgartengärtner mit geordneten, übersichtlichen Rabatten, Rosenehrgeiz und wenig Personal.
Grundsatzfrage: Muss eine Rose eigentlich duften, um eine liebenswerte Rose zu sein? Oder gestatte ich mir, sie einfach so schön zu finden, ohne Wenn und Aber?
Herrliche Beschreibung inklusive Video! 😉
Danke!
Nun kenne ich endlich den Namen dieser Lady,
welche standesgemäß mit einem seidenen Schal aus Frauenhaar unterpflanzt
seit Jahren charakterlos auf sich aufmerksam machend in meinem Garten hockt.
Ich persönlich finde sie nicht unbedingt liebenswert,
doch Herr M. mag sie. Schon allein deshalb darf sie bleiben.
Rosen ohne Duft?
Ich habe einige, die seit Jahren schon bei mir wohnen.
Diese dürfen auch weiterhin blühen.
Sie können schließlich nichts für meine Anfängerfehler.
Auch wenn eine Rose ohne Duft noch so einen interessanten Eindruck zu hinterlassen versucht, werde ich mir keine wieder in den Garten pflanzen.
Ohne Wenn und Aber.
Zu wählerisch?
LG
M.
Die ähnliche Nostalgie kennst du, oder? Sie hat angeblich leichten Duft. Jubilé duftet fast Null, irgendwie schwach nach Grünzeug.
Heute lege ich auch mehr Wert auf Rundum-Universalschönheiten, die kompakt wachsen, problemlos remontieren, regenfest sind, keine lahmen Hängeköpfe haben, zahllose, lieblich gefüllte – aber nicht zu sehr 70er-Jahre-Teehybriden-volle -, edle bis ländlich charmante, nicht zu flache Blumen hervorbringen, nicht etwa einbeinig werden, verführerisch duften, üppig wirken und im Garten nicht bloß steil und zu steif herumstehen.
Gerne nostalgisch geformt und gefüllt, und dann am liebsten gleich echte Historische und nicht uncoole Retros à la „Romantika“. Wenn sie darüberhinaus schnittfähige, rieselfeste, nicht verklebende, nicht verbrennende, dauerhafte Blüten brächten und als rote keinesfalls verblauen würden – ääääh, womit wir von den historischen wieder bei Neuzüchtungen ankämen.
Ach ja, das Wichtigste zuletzt, sie sollten grottengesund, in Bezug auf den Boden nicht wählerisch + frosthart bis -30°C sein und – wenn’s geht – vielleicht etwas Halbschatten tolerieren. Eine Eier legende Wollmilchsau 😉 Das wäre so in etwa der heute gewünschte Rosenstandard.
Manche fangen stark an und lassen dann stark nach. Das ist natürlich auch nix.
Einige „Englische“ brauchen im wilden Garten ziemlich viel Aufmerksamkeit beim Schnitt. Abraham Darby blüht sich sonst tot und die Blüten werden klein. Dafür hat A.D. die letzten Winter leicht weggesteckt.
Aber – wie du schon sagst, Maike – Rosen sind schon launisch und unterschiedlich tüchtig genug und wenn man endlich solche hat, die alles mitmachen, was sie sollen und schon Jahre stehen – gut!
Die dürfen bleiben. An ihrem Standort eine jugendliche Nachfolgerin für die ausgewachsene Staatsrose zu etablieren, wäre hier im Stadtgarten mit Bäumen und Sträuchern auf schmalem Platz nach all der Zeit + Geduld auch extrem schwierig!
Ich habe etliche Rosen mit „Wenn“ und noch mehr mit „Aber“. Aaaber außer mir weiß das ja keiner und bewundert ergriffen die prächtigen Rosen – in diesem Jahr sind sie prächtig bis riesenwüchsig. Regen und Dünger (!) bringt’s. 😉
Da verzichte ich schon mal auf Duft und schnuppere stattdessen an Mme Isaac Pereire oder Gloire de Dijon.
Die 5 neuen Rosen dieses Jahres duften nicht alle, müssen sie auch nicht immer, je nach Entfernung zum Betrachter und je nach Verwendung z.B. als beinhartes, wüstes Monster im winterlich frostigen, wilden Garten. Es kommt auf den Ort, Einsatz und Zweck an.
Kletterrose Schneewalzer duftet kaum und ich bin gespannt, ob sie sich mit SRT plagen wird, 4 sind duftend bis aufdringlich riechend:
Aïcha (Hybride aus R. spinosissima)
Jaqueline du Pré
Wild Rover
Mme Louise Odier
Letztere remontiert, sieht zum Klauen aus, duftet betörend und kommt meiner Idealvorstellung von überhängender, rosaner Strauchrose schon sehr nahe; näher als die 1x blühende Constance Spry von Austin mit ihren überlangen, nackten Kletterrosenarmen und dem herben, rauchigen Moschusduft, die seit vielen Jahren im wilden Garten steht.
Gärtnerinnen und ihre Angetrauten haben oft – gerade bei Rosen – einen komplett unterschiedlichen Geschmack, wenn es um Blumen und Blüten geht, habe ich schon öfter festgestellt. Männer scheinen da wesentlich toleranter, farblich sehr viel mutiger und olfaktorisch weniger hart im Urteil zu sein. Wenn hier eine Rose schön blüht, habe ich noch nie ein „Wenn“ oder „Aber“ von Kermit gehört. Hauptsache, sie blüht freigiebig. Duft ist immer wunderbar, für ihn aber nicht zwangsläufig ein über Sein oder Nichtsein entscheidendes Muss.
Es kann natürlich einfach an der „Arbeitsteilung“ liegen. Wenn SIE gärtnert und den perfekten Paradiesgarten übt, muss das ja nicht gleichzeitig SEIN Ansatz sein und SEIN Blick – und Nase – ist nicht dermaßen kritisch und prüfend.
Einen schönen Sonntag 🙂
Ja, die Nostalgie hat einen angenehmen Duft, nicht zu leicht und nicht zu intensiv.
Es gibt natürlich auch duftende Rosen, die ich nicht mag.
Die Nahéma duftet nach meinem Empfinden fast schon penetrant.
Kennst du das gleichnamige Parfüm?
Wenn man einen viel zu kleinen Garten hat, in dem viele Pflanzen zu weinig Platz finden, dann kann es durchaus passieren, dass man im Laufe der Jahre zu wählerisch, zu anspruchsvoll… wenn nicht sogar zickig wird, sobald es um neue Rosen geht.
Jaqueline, Wild Rover, Luise sind schon sehr nahe dran.
Solltest du noch mehr dieser „Eier legende Wolfsmilch…“ (die Mehrzahl liest sich komisch) finden, dann sag Bescheid.
Und wenn ich eventuell fündig werde, steh ich sofort hier auf der Matte und hupe laut. 😉
Wünsch dir auch einen schönen Sonntag, Cara. 🙂