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Link gefunden auf der Website der Stadt Potsdam, während ich mir Gedanken machte, dass Karl Foerster mit seinem heute sehr werbewirksamen Spruch, Taglilien seien ideale Stauden für den intelligenten Faulen ja nicht sämtliche Taglilien gemeint hat, die z.Z. über den Markt wandern. Die meisten Schätzchen hat Herr Foerster nie zu Gesicht bekommen, logisch. Wann hat er die folgenschwere Aussage getroffen, die heute alle Händler pauschal ins Feld führen und denen enthusiastische Liebhaber blindlings folgen? 1920? 1940? Damals kann es noch nicht allzu viele verspielte, farblich aufgeputzte, tetraploide, gerüschte Taglilienzüchtungen gegeben haben, die bunt schillernd die Gärtner anziehen wie Motten das Licht.

Gefördert wurde die Frage durch den Besuch des wilden Gartens bei klarer Sommerhitze, die zahlreichen Hemerocallis schwer zu schaffen macht. Sie benötigen Unmengen Wasser und die Farben verbrennen, bräunen oder bleichen trotzdem. Neben den klaren Farben des Sommerphlox‘ sehen Hemerocallis in Mauve geradezu ridikül fehlfarben, duster, grau oder fleischbraun aus. Schwaches Bild.

Pflegeleicht sind sie, das stimmt nach wie vor, aber nicht ganz unempfindlich oder jedes Jahr gleich schön. Sie gehen bei der Hitze nicht ein, doch die Blüten sind teilweise unbefriedigend. 2013 ist kein großes Taglilienjahr. Nach 4, 5 Jahren habe ich kaum Lust auf unschöne Überraschungen der wandelbaren Diven. Auf Dauer überwiegen die Enttäuschungen die Freuden. Spannend ist die Warterei, aber sie wird nicht richtig belohnt. Jedes Jahr haben viele meiner Taglilien eine andere Ausrede, warum es diesmal wieder nicht hat sollen sein oder misraten ist. Natürlich kannt man chice Fotos machen – von 1 Blüte, die zufällig mal so geraten ist wie sie sein sollte. Manche Sorten sehen nur im günstigsten Ausnahmefall wirklich gut und sortentypisch aus. Wenn sie violett nicht können, okay, nehmen wir für bläuliche Töne etwas anderes als Hemerocallis.

Tuxedo Moon im Hochsommer. Farblich so gerade eben tolerabel. Die Form ist allerdings verklemmt und verungückt, wie letztes Jahr schon. Und wo ist bitte der „Halo“, der hellere Hof um den gelben Schlund? Das Bisschen??!

Viele der „blauen“, violetten, bepuderten, tiefroten, fast schwarzen, nachmittags und abends fotogen wirkenden Beauties geben während der Hundstage ein Bild des Jammers ab. Erschwerend hinzu kommt, dass manche wirklich ewig brauchen, bis sie ansehnliche Horste gebildet haben und größere Bestände im Frühjahr unweigerlich Gallmücken und Schnecken anlocken. Und dazu die ärgerlichen Fehllieferungen, die in meinem Falle um die 5 – 10 % ausgemacht haben. Halbschatten mag bis zu einem gewissen Grade toleriert werden, starker Wurzeldruck und Drainage unter Bäume kaum. Sie beanspruchen also die besten Plätze im Garten – dann sollten sie wenigstens halbwegs zuverlässig und adrett blühen!

Kritisch merke ich mir die Sorten, die in greller Julisonne unbeeindruckt ihre Farbe behalten. Im Gelb- und Orangebereich zeigen sich viele stabil. Auch einige rote wie Over there und lachsrosane bis melonen-farbene wie Judith halten stand. Bei weißen macht es nichts, falls sie blasser werden. Bestimmte Sorten vermehren sich stetig und blühen und blühen (z.B. Rocket City, Aten, Allenhurst Fairy, Judith, Frans Hals, White Tie Affair, Butter Pat). Ganz entzückend geformt und proportioniert sind auf ihre Art Indonesia und Bambi Doll mit ihren gewellten Trichterblüten mit schmalem Schlund; keine kurzen Minis, doch zierlich und anmutig gebaut. Always a Pleasure ist ganz farbstabil; dottergelb mit breitem, rotem Ring. Das sind im Jahre 2013 die Hemerocallis für den intelligenten Intelligenten. Die werde ich unfaul und intelligenterweise vermehren und großflächig setzen.

Der Stern von Rio ist dieses Jahr braun-gelb. Bei einer Blüte lässt er sich etwas Besonderes einfallen:

Doppelte Blüte

Wenn ich meine Pflanzen so genau beobachte wie Foerster, komme ich fast zu dem Schluss, dass 90% der ach so tollen, neueren Taglilien, die es in Regenbogensorten zu kaufen gibt, in meinem wilden Garten nichts zu suchen haben und nicht ohne Einschränkungen geeignet sind – oder man müsste den kontinentalen, trockenen Sommer abschaffen und den Garten in dunstige, kühle Höhen verlegen.

Freude und Ärger im Garten – ein Lesebuch von Karl Foerster.

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